Was bleibt?

Was habe ich der Bundeswehr-Nachwelt hinterlassen, was bleibt mir von meinem Wehrdienst? Ein kleines Brainstorming:

  • Die weißen Parkplatzmarkierungen. Hier durfte ich mich mit Auftrag vom Spieß vor unserer Kompanie in Ahlen verewigen.

  • Meine Gefreitenklappen in Tarndruck bleiben in der Truppe. Ich würde mir wünschen, dass die Dinger an ein paar Generationen Soldaten weitervererbt werden.

  • Die Parole. „Damit sie dich im T-Bereich nicht übern Haufen schießen“. Yay. Unglaublich, dass man sich als junger Mensch scheinbar leisten kann, erst zu schießen und dann zu fragen. Dazu muss man anscheinend Panzergrenadier sein.

  • Das SysInst-Zentrum. Das einzige, was noch hilft in dieser doch etwas maroden Armee. Funktioniert so: Man wirft oben ein völlig verzogenes Gewehr oder die hinterletzte Schrottkarre mit ausgeleiertem Motor und ohne jede Elektrik rein („der Laderegler wurde kanibalisiert und in Tonner X eingebaut, damit der fahren kann“), und im SysInst-Zentrum spielen sie damit das beliebte Bundeswehr-Spielchen „zerlegen/zusammensetzen“. Unten fällt dann etwas fleckiges raus. Zum Beispiel ein Gewehr, das Fleck schießt, also genau dort trifft, wo man hinzielt, oder ein Krankenkraftwagen in cooler Tarnfleck-Lackierung.

  • Die Panzergrenadiere bleiben in ihren Schützenlöchern. Nach dem 31.12.06 wird es in Ahlen keine mehr geben, und damit auch niemanden, der einen nachts im T-Bereich erschießt ohne sich zu erkundigen, ob man nicht einen guten Grund für seine Anwesenheit hat.

  • Guter Stoff. Freie Heilfürsorge rult, aber sowas von. Bis 2008 bin ich mehr als ausreichend mit Xylometazolinhydrochlorid versorgt. Nasensprayabhängigkeit, anyone?

  • Die STAN (Stärke- und Ausrüstungs-Nachweisung). Feuchter Traum der übergeordneten Führung. Ist das Papier nicht wert auf dem sie gedruckt steht. Laut diesem Schriftstück habe ich in den vergangenen sechs Monaten auf dem Dienstposten des „Verpflegungswarts“ gesessen, dessen Arbeitsplatz der von mir heiß und innig geliebte Küchentonner ist. Tatsächlich habe ich aber nicht eine Minute an oder mit der Feldküche gearbeitet.

  • Die Wehrdienstbeschädigung. Man kommt gesund zur Bundeswehr hin und verlässt sie als Krüppel.

  • Eine Karte von Haselünne. War ausgesondert worden und deshalb gleich mal sinnloserweise von mir akquiriert worden. Jetzt habe ich eben eine Karte von Haselünne. Ich glaube ich werde damit meine Wand tapezieren.

  • „Melgäro Mellatuna – Dreesch, ka ne se dasee kawum!“ – soll keiner sagen, ich hätte beim Bund nichts fürs Leben gelernt. Der Spruch ist Pashtu und wird mit „United Nations – Stehenbleiben oder ich schieße!“ übersetzt.

  • Das Panzermörser-Video. Glori, Glori für die Schwere Kompanie…

  • Das Fernschreiben des Jahres. „Entweder wir haben Krieg oder sie wollen nen Bus haben“.

  • Die verlorenen Soldaten. Kraftfahrer und Kfz kamen in Hamm an, aber wo sind bloß die Soldaten von den Rücksitzen geblieben?

  • Der Küchentonner. Bestes Fahrzeug ever. Wurde wahrscheinlich im letzten Krieg zum letzten Mal bewegt, und ist deshalb in erbärmlichem Zustand. Wären wir die Luftwaffe, würden wir der Karre den Titel „Hangar Queen“ verleihen.

  • Katja rocks. Ich will dieses Wallpaper haben… Eine Obermaat (w) hatte einen Hintergrund mit ebendiesem Text auf ihrem Laptop. Das nenne ich Selbstbewusstsein. Sie ist außerdem der Beweis, dass man heute bei der Marine sein kann, ohne jemals ein Schiff auch nur aus der Ferne gesehen zu haben. Keep rockin‘!

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