Love My Rifle More Than You

"Love My Rifle More Than You – Young and Female in the U.S. Army" ist der Erlebnisbericht von Kayla Williams, die 2003 als Unteroffizier im Militärgeheimdienst der 101st Airborne im Irak gekämpft hat. Aus der Masse der Irak-Bücher sticht dieses Buch natürlich heraus, weil es von einer Frau ist. Der zahlende Kunde erwartet Skandalgeschichten und Vergewaltigungsphantasien. Deshalb hat sich das Ding so gut verkauft. Die Autorin bringt es auf den Punkt: Es hat etwas zutiefst sexuelles, Soldatin zu sein. Sex ist aber nicht alles, worum es in diesem Buch geht. Eigentlich ist dieses Thema sogar schnell abgehandelt: "Ja, es gab blöde Sprüche. Ja, ich hatte wohl doch verdammtes Glück, nicht vergewaltigt worden zu sein. Ja, Ãœbergriffe gab es dennoch". Und weiter: "Ja, auch ich habe sowas wie Abu Ghuraib miterlebt". Sowas war wohl absolut üblich in der Geheimdienstarbeit da unten. Soweit die Themen mit Skandalpotenzial. Ansonsten plätschert die Sache schön chronologisch dahin. Besonders wertvoll fand ich das Buch zu eher unspektakulären Punkten, die ich selbst in meinem Wehrdienst erlebt habe (wozu man also nicht in den Krieg ziehen muss). Siehe da: Sie hat sich ihre Gesundheit (speziell ihren Fuß) ruiniert, weil es überall sonst auf der Welt nicht so weit her ist mit dem SanDienst wie in Deutschland. Was habe ich ein Glück, deutscher Sanitäter gewesen zu sein… Und endlich ist meine Frage beantwortet, was eigentlich passiert, wenn man weibliche Unteroffiziere nimmt, sie in ein Auto setzt und in den Krieg schickt. Wie das halt so ist beim Militär, hat natürlich die Inkompetenteste von allen das Kommando. Das Auto hält erwartungsgemäß auch nicht lange. Es ist wirklich alles so, wie man das auch in Friedenszeiten schon vermuten konnte. Die arme Staffseargeant Moss kommt in diesem Buch wirklich nicht gut weg. Sie würde wohl jedem der unglaublich fähigen deutschen StUffz (weiblich) die ich erleben durfte zur Ehre gereichen. Die fähigen Leute versuchen dann zu retten was noch geht und nehmen die Dinge unter Umgehung der Vorgesetztenverordnung selbst in die Hand. Williams meint dazu, dass Leute wie Moss das Bild von Frauen im Militär nachhaltig beschädigen. Zustimmung dazu von meiner Seite…

Für weniger auf Englisch stehende Menschen gibts das Büchlein auch auf Deutsch. Es läuft dann unter dem Titel "Jung, weiblich, in der Army. Ich war Soldatin im Krieg".

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