Das letzte Rennen

Ein ARD-Tatort, rund um einen Marathonlauf drapiert. Interessantes Konzept, und sowas gucke ich mir als Läufer natürlich an. Bloß sollte der hessische Rundfunk dringend sein Frankfurter Ermittlerteam austauschen. Denn so ist es ein kaputter Krimi mit kaputten Leuten geworden. Alles Psychopathen. Es geht um einen Gefängnisausbrecher, der sich mutmaßlich an Kommissar Dellwo rächen will. Dellwo läuft im Frankfurter Messe-Marathon mit. Und so kommt es, dass plötzlich ein toter Schwede am Start liegt. Der Scharfschütze hat nämlich verrissen.

Die Kommissarin, gespielt von Andrea Sawatzki, muss jetzt die Lage und den Kollegen retten. So weit so schlecht. Kommissarin Sänger ist nämlich eindeutig über die gesamte Länge des Films nicht dienstfähig. Sie baselt sich durch den Film und sorgt überwiegend für Schwierigkeiten. Das ist natürlich volle Absicht der Filmemacher, aber aus dem Staatsdienst würde so etwas entfernt gehören. Andrea Sawatzki, abonniert auf kaputte Typen, hat sich sicherlich Mühe gegeben, aber es ist einfach zu viel des Guten. Völlig overacted. Kommissar Dellwo gehört mindestens eine Dienstaufsichtsbeschwerde aufgebrummt wegen mangelndem Arbeitswillen. Nicht mal die Zeugen wollen in diesem Film arbeiten. So nervt den Zuschauer über mehrere Minuten ein Augenzeuge, der einfach die Zähne nicht auseinanderkriegt. Immerhin – die Frankfurter Kripo ist noch nicht völlig verloren. Es gibt auch Lichtblicke. Zum Beispiel den neuen Kollegen Gröner, der im Film vermutlich mehr Kilometer zu Fuß zurücklegt als die meisten Marathonläufer, und Chrissy Schulz als Kommissarin Springstub, die nicht nur ihre Chefin Sänger mit Engelsgeduld ertragen tut, sondern auch die Lage recht souverän vom Büro aus managt.

Gegen Ende des Films nimmt die Story dann eine nicht ganz zu Ende gedachte Wendung vom Bosnien-Krieg zum Doping in der DDR. Als Scharfschütze stellt sich eine schwerbehinderte Putzfrau heraus. Selbige hätte mal ein gutes Werk tun können und Kommissarin Sänger erschießen sollen, als sie die Gelegenheit dazu hatte.
Das Ende befriedigt nicht wirklich. Die Scharfschützin und ihr ehemaliger Doping-Trainer treffen aufeinander. Und plopp, ist der Film auch praktisch schon vorbei. Wo bleibt die sonst Tatort-übliche Auswalzung des Themas, wo der staatstragende Dialog zwischen den beiden Antagonisten? Stattdessen folgt bald der Abspann. Vielleicht war das aber auch nicht die schlechteste Entscheidung des Drehbuchautors…

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