Jericho

Pro7 hat heute Abend eine neue Serie angeschoben, die deutsche Fassung des CBS-Seriendramas "Jericho". Jericho ist ein fiktives Dörfchen mitten in den USA. Im Unterschied zur durchschnittlichen SciFi- oder Schnulzen-Serie werden in "Jericho" sehr reale und relevante Probleme gewälzt: Die Bewohner werden nämlich in der Pilotfolge zu Überlebenden eines Atomkriegs.

Bevor die Dinge dramatisch werden, tobt in Jericho das pure Leben. Die Leute tun, was man in einem Dorf am Ende der Welt halt tut. Allerdings sehen wir, dass man selbst am Arsch der Welt nicht vor Außenprüfungen des Finanzamts sicher ist. Im Pilotfilm einer Serie achtet man als Produzent natürlich auch auf die richtige Musik. Und tatsächlich ist es sehr passend, dass die Goo Goo Dolls zu den Bildern dieser heilen Welt ihren Song "Better days" trällern dürfen ("tonight's the night the world begins again"). Die Hauptperson ist der Sohn vom Bürgermeister dieses possierlichen Örtchens. Er macht zunächst mal einen recht blassen Eindruck, aber natürlich darf er später ein Held werden. Ein wenig Mystery um seine Vergangenheit (er war wahlweise bei Army oder Navy, und führt wundersamerweise recht professionelle Luftröhrenschnitte durch – Sani rockt mal wieder?) und um die Rolle einer undurchsichtigen Person Namens Hawkins sorgen für Spannung.

Und dann knallt es. Da wo in der Ferne der Atompilz aufsteigt, soll mal Denver gewesen sein. In so einer Ausnahmesituation sollte man mit allen möglichen Reaktionen der Menschen rechnen. Das wird in der Serie auch recht gut dargestellt. Ich persönlich erinnere mich an meine Einweisung in "Grundlagen des Atomkriegs" oder so ähnlich bei der Bundeswehr. So ein paar Fetzen davon sind bei mir noch hängen geblieben ("nicht in den Blitz gucken", "Art der Detonation checken", "Größe des Atompilz abschätzen", "Verbindung aufnehmen", "Schutz vor Duckwelle und Fallout suchen"). Tendenziell finde ich, dass die Menschen in Jericho ein wenig zu ruhig bleiben. Wenigstens einen Menschen, der völlig entgeistert "oh scheiße" stammelt, hätte man ins Bild rücken können. Man kann orakeln, dass sie im Land der Stars and Stripes spätestens seit 9/11 ein wenig Katastrophen-erprobter sind als hierzulande und es sowas wie Schulungen und Merkblätter zum Thema gibt. Sie tragen es also mit Fassung, dass God's own country bombardiert wurde. Wie sich schon in der Pilotfolge herausstellt, hat es nicht nur Denver, sondern mindestens auch Atlanta getroffen, und zahlreiche andere große Städte. Einige Leute könnten ein paar Arschtritte vertragen. Statt minutenlangem Dialog könnte und sollte man einfach sagen "dann verreck doch an der Strahlung. Langsam und qualvoll". Bevor der erste Fallout niedergeht, bekommen wir einen Vorgeschmack darauf, was dem Dorf in den nächsten Episoden blüht: Kontakt zur Außenwelt muss hergestellt werden, um Informationen zu beschaffen, und die Ressourcen werden knapp werden. Der kleine Aufstand an der Tankstelle ist erst der Anfang.

"Jericho" ist in den USA schon nach der ersten Staffel wieder eingestellt worden. Man wird sehen, ob zurecht, aber die Idee hinter der Serie ist innovativ und verfolgenswert. Ich bin gespannt, was sich die Autoren für nächste Woche ausgedacht haben.

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2 Antworten zu Jericho

  1. Michi sagt:

    Wow das hört sich mal wirklich spannend an, das werde ich bestimmt verfolgen, das ist genau mein Ding!
    Grüße Michi

  2. tth sagt:

    hört sich spannend an, aber die Kritiken waren eher bescheiden. Und da nach eienr Staffel Schluss ist, wird man am ende im zweifelsfall sogar ohne komplette Auflösung sitzten gelassen werden.

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