Wanderwoche 2007

Es war dieser Tage mal wieder Wanderwoche (Wawo) des Benediktinerklosters in Meschede. In sechs Etappen machten sich etwa 70 heldenhafte Wandersleute (oder "Pilger", wie es die Lokalpresse formulierte, auch wenn ich mich selbst nicht als Pilger sehe) auf den Weg von Detmold nach Meschede.

Der Beginn in Detmold stand zunächst unter keinem so guten Stern. Das fing schon damit an, dass die Zapfanlage (ein extrem wichtiges Hilfsmittel zur Förderung der guten Stimmung) nicht funktionierte. Dieses Jahr waren nur 17 Ungarn von der Partnerschule in Pannonhalma dabei. Deren ungarischer Busfahrer war wohl nicht in der Lage, das Navigationssystem sachgemäß zu bedienen, gab die Straße "Am Kupferberg" als Ort ein und fuhr fröhlich los. In der Nähe von Köln gibt es einen Ort, der Kupferberg heißt, und dort landeten unsere Ungarn dann auch zunächst, stellten fest, dass sie dort falsch waren und kamen nach sechs Stunden dann doch noch in Detmold an.

Das Wetter war uns nicht wirklich gewogen. Diese Wawo hat das Potenzial, in die Reihe der legendären Wawos einzugehen, von denen man noch Jahre später sprechen wird, und zwar als "die nasse Wawo". Wir hatten nur zwei Tage mit wirklich gutem Wetter. Besonders die Sonntagsetappe von Schlangen nach Paderborn war unangenehm, da es ungelogen ununterbrochen schüttete. Auch der schwere Schauer auf der Etappe Alme-Antfeld war nicht wirklich schön. Ich persönlich finde allerdings durchaus, dass es kein schlechtes Wetter, sondern nur falsche Kleidung gibt. Es ist allenfalls schade um die Fotos und netten Aussichten, die man bei gutem Wetter gehabt hätte.

Weil einige völligstens durchnässt waren und überdies die für den Ruhetag geplante Halle in Wünnenberg Haaren nicht ganz optimal war (es gab zum Beispiel nur eine Kloschüssel pro Geschlecht) entschied die Hauptleitung, den Ruhetag um einen Tag nach Paderborn vorzuverlegen. Eine wirklich rundum gute Entscheidung, auch wenn wir danach vier Etappen am Stück wandern mussten.

Erstmals am Start war bei dieser Wawo ein GPS-Navi für Wanderer. Diese Technik macht es möglich, die 1-Million-Euro-Fragen "Wo sind wir?" und "Wie weit ist es noch?" zukünftig ständig beantworten zu können. Durch seine Pfadverfolgung setzte uns das Gerät in die Lage, die Strecken während des Wanderns exakt zu vermessen und am Ende mit den Schätzungen aus dem hohlen Bauch der Vorwanderer zu vergleichen. Dies sorgte abends für interessante Diskussionen am Biertisch. Die Meinungen sind verständlicherweise geteilt und reichen von "tolle Sache" bis hin zu "verbieten!", denn es gibt einfach nichts geileres, als in Erwartung des Ziels wie im Rausch einfach immer weiter und weiter zu laufen, bis man irgendwann tatsächlich ankommt und merkt, dass man mit seinen Schätzungen doch derbe daneben lag. Fürs Erste bleibt GPS aber nurmehr ein nettes Spielzeug, weil die Geräte einige Hundert Euro kosten.

Prominent vertreten auf den Fotos ist ein gewisser Leitpfosten, den wir "Beppo" getauft haben. Am Stillen Tag hat der Besentrupp diesen Pfosten irgendwo im Straßengraben aufgegriffen und ist auf die verwirrte Idee gekommen, das Ding den Rest des Weges nach Antfeld mitzuschleppen. Monica hat einige interessante Fotos im Stile einer Homestory über Beppo den Vollpfosten verfertigt ("Beppo der Pfosten steckt knietief in der Scheiße").

Highlight war natürlich der Bunte Abend in Paderborn, der unter dem Motto "Wawo rund um die Welt" stand. Meine Gruppe führte einen Sketch zum Thema "Wawo in Australien" auf. An dieser Stelle special thanks an das rosa Känguruh und unsere "Kreuzotter" Saci. Ihr ward spitze. Am besten fand ich die Gruppe "Schweiz" mit Ron als dem Berg, den es zu besteigen galt. Diese Leute sind fast 10 Minuten um den Berg herumgetanzt, was ich mir echt anstrengend vorstelle, und haben mit ihrem "Käsefondue" eine echt geile Show geboten.

Die Wawo ist überhaupt zu einem Kult ganz eigener Art geworden. Es gibt ein Wawo-Lied und eine Wawo-Hymne, die ihr Autor Stefan Hagen anlässlich des schlechten Wetters um eine weitere Strophe erweitert hat. In diesem Jahr hatten wir auf der Abschlussparty mal wieder Tom Astor live, der nachher etwas einsam am Biertempel herumstand.

Persönlich muss ich sagen, dass ich vieles richtig gemacht habe. Ohne eine einzige Blase kam ich in Meschede an. Ich schiebe das auf die Kombination der guten Bundeswehr-Socken mit den nicht ganz billigen Wanderstiefelchen von Decathlon und meiner antrainierten Hornhaut als Jogger. Der Rucksack war nach der zweiten Etappe genau richtig eingestellt, so dass es ohne Druckstellen an der Hüfte oder Verspannungen im Nacken abging. Die Kombination aus Taschenschirm und Regenjacke hat sich als recht brauchbar erwiesen. Der dumme Marken-Schirm von Esprit, den ich nie wollte, war aber zu klein, so dass ich häufig mit einem durchnässten linken Arm rumlief. Für das nächste Mal werde ich darüber nachdenken, eine imprägnierte Hose zu tragen. Wenn der Regen nämlich wie kurz vor Antfeld plötzlich von der Seite kommt, hilft kein Schirm mehr. Never ever werde ich außerdem einen noch nicht völlig trockenen Nässeschutz wieder in seinem Fach am Rucksackboden verstauen. Das Fach ist nämlich wie der Rest des Rucksacks wasserdurchlässig, was mir zwei feuchte T-Shirts einbrachte.

Damit die Welt da draußen sieht, was bei der Wawo für Freaks am Werke sind, hier das gesammelte Material von meiner Kamera. Wer im StudiVZ ist, kann und sollte sich dort auch David Büngeners Fotos angucken. 

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.