Die Hitzewelle

Uff. Drama, Drama, Drama… SAT.1 hat mir heute Abend einiges abverlangt. Sie haben eine Eigenproduktion auf die Zuschauer losgelassen. "Die Hitzewelle – Keiner kann entkommen". In diesem Film wird eine Wetterlage konstruiert, bei der dem Ballungsraum Ruhrgebiet langsam das Trinkwasser ausgeht. Es wird von der Landesregierung ein Krisenstab eingesetzt, dessen Leitung die promovierte Hydrologin Martina Fechner bekommt. Weil das Wasser wirklich knapp wird, fängt sie alsbald an, sich derbe unbeliebt zu machen mit ihren Maßnahmen zum Wassersparen. Insbesondere legt sie sich mit der Politik und dem Kraftwerksbetreiber Ruhrkraft an.

Man merkt, dass der Autor Schwierigkeiten hatte, aus dem drögen Thema "Verwaltung des Wasserstandes" einen Fernsehfilm zu machen. Vieles wirkt sehr gezwungen. Ich formuliere es noch deutlicher: Das war ziemlich grottige Schreibarbeit. Ein kleines Beispiel: Aus irgendwelchen Gründen scheint es notwendig zu sein, dass sich Frau Fechner und der Chief of the Stausee früher mal intim gekannt haben. Es gibt eine Szene, in der sich die beiden zum ersten Mal sehen. Der Mann muss ein Aphrodisiakum im Deo gehabt haben, denn nach rekordverdächtigen 20 Sekunden Gesprächszeit ist die sexuell frustrierte Doktor Fechner bereit, die Beine breit zu machen und sich besteigen zu lassen. Wir rühren noch eine kaputte Ehe des Wassermannes in die trübe Suppe, und schon haben wir ein kleines Beziehungsdrama im Wasserfilm. Das ist auch super innovativ. Ein Film kommt ja nicht ohne sowas aus.

Damit die Hauptdarstellerin innere Konflikte durchlebt, fehlen dem Film an entscheidenden Stellen einfach mal die Worte. Allen Gaststätten im Land wurde das Wasser abgedreht, und nun fordert jemand für seine spezielle Kneipe lautstark eine Ausnahmegenehmigung. Frau Doktor könnte ja jetzt mal zu einem bedeutungsschwangeren Monolog ansetzen, von wegen "in dieser Krise sind alle gleich, wir können keine Ausnahmen machen". Stattdessen schweigt sie und frisst in sich hinein. Genauso, als sie von der Bildzeitung für ihre rigiden Wassersparmaßnahmen kritisiert wird. Wie wäre es denn mal mit Öffentlichkeitsarbeit? Die oberste Wassernixe sollte im Augenblick der Krise über Fernsehen zum Volk sprechen.

Um einen mächtigen und bösen Überfeind zu haben war es notwendig, sich einen Stausee von substanzieller Größe in Privateigentum aus dem Arsch zu ziehen. Die bösen Kapitalisten halten das Wasser zurück und sorgen schließlich durch ihre profitorientierten Aktionen für fünf dramatische Schlussminuten, weil sie nämlich unabsichtlich das letzte Wasserreservoir mit Legionellen verseuchen. Fünf Minuten vor Schluss ist damit der letzte Tropfen Wasser technisch gesehen verbraucht. Wir können alle sterben gehen. Der Film zieht sich an diesem Punkt ziemlich unelegant aus der Affäre. Aus dem Off erzählt die Hauptdarstellerin, dass es am Ende eben doch irgendwie gutgegangen ist. Das THW hat nämlich Wasser verteilt und es ist auch nicht zur Massenpanik gekommen. Hallo???

Ich fand die stereotyp agierenden Politiker ganz nett. Die sind auf ihre Wiederwahl bedacht und intrigieren auch fleißig. So muss das sein. An einer anderen Stelle wird Dr. Fechner von aufgebrachten Bauern mit Rinderblut überschüttet. Mit sowas kenne ich mich aus. Immer gut umrühren, sonst gerinnt es…

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Eine Antwort zu Die Hitzewelle

  1. Francois sagt:

    Hallo
    Ich bin ganz deiner Meinung ! Es war ein sehr in die länge gezogener Film. Ich habe immer auf irgendwas gewartet.. Ach ja ich glaube es war den schluß, der ich schon früher vermisst hab.

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