In Duisburg geht der Punk ab

In gewohnt mäßiger Qualität ein paar Eindrücke aus dem Landschaftspark Duisburg-Nord, wo gestern die "T-Mobile Extreme Playgrounds Dirt Session", ein Mountainbike-Wettbewerb, stattfand. Viele Zuschauer waren aber auch wegen den drei Konzerten im Rahmenprogramm gekommen. Es spielten Jack Penate, Millencolin und die Sportfreunde Stiller.

Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist ein ehemaliges Stahlwerk der Thyssen AG. Man hat die Anlagen im wesentlichen stehen lassen, insbesondere die Hochöfen. Im Gasometer kann man jetzt beispielsweise tauchen, und im Erzbunker klettern. 

"Wo bist du eigentlich hier gelandet? Lauter komische Menschen…":

Auch ein Ziegelstein kann fliegen, wenn man nur genügend Motorleistung installiert. Mountainbikes und BMXs können das auch, wenn ein fähiger Fahrer draufsitzt. Ich halte diese Jungs ja alle für wahnsinnig. Aber sie haben ihren Spaß dran. Man kippt irgendwo drei Erdhügel in die Landschaft, stellt eine Schanze davor, und die Gaudi kann losgehen. Üblicherweise kriegt man 360-Grad-Drehungen zu sehen, die richtig guten Leute zeigen einen Looping ("Flip"?).

Sollte wirklich mal einer aus mehreren Metern Höhe abstürzen, muss der Sani ran… Kam am gestrigen Nachmittag mindestens einmal vor, ist aber nochmal gutgegangen. Als er wieder aufstand, gab es Applaus wie nach einem perfekten Looping. Wer sich schwer auf die Löffel legt hat das Privileg, von mehreren Fernsehkameras gefilmt zu werden, während er in seinem eigenen Blute liegt.

Jack Penate. Angeblich ein neues Wunderkind aus der Londoner City. Ich sach‘ mal so: Es hat nicht an Bumms gefehlt. Eher an allem anderen. Der Junge zappelte wie unter Strom, aber der Saal tat es ihm nicht nach. Abgeschlossen wurden die Nummern jedesmal von einem leicht debilen "thank you very much". Er hatte da einen Bassisten auf der Bühne, der augenscheinlich zu Höherem berufen ist, wenn man ihn denn mal lassen würde. Vielleicht sollte der Mann den Gesang übernehmen… Viel wäre auch schon gewonnen gewesen, wenn man dem Rest der Band angesehen hätte, dass sie Spaß bei der Arbeit haben. Mit Ausnahme des Drummers sah das alles ein wenig gequält aus. Aber Drummer sehen auch generell immer sehr dynamisch aus, egal was sie machen.

Millencolin. Viele werden der Meinung sein, dass das der Top-Act war. Millencolin kommen aus Schweden und machen Skatepunk. Der Saal kochte. Leider hatte den Schweden wohl niemand gesagt, was los ist, wenn das Publikum am Ende "Zugabe!" brüllt. Flupp, waren sie weg… 

Die Sportfreunde Stiller. "Wir sind extra aus dem Süden angereist, um mit euch den Pokalsieg des FC Bayern zu feiern". Das Publikum befand sich im Laufe der Session teilweise in offener Opposition zur Band. Duisburg ist ja tendenziell noch BVB-Land. War ganz witzig.

Für 20 Euro kriegte man drei Bands und ein paar verrückte Biker zu sehen. Der Preis war in Ordnung. Der Preis für Getränke und Mampf dagegen eher weniger. Immerhin konnte man, wenn man sich ein wenig umschaute, vernünftige Sanitäranlagen finden. Ein dickes Lob an die Klofrau. Die hat einen ebenso wichtigen wie vermutlich schlecht bezahlten Job gemacht.