Topsim General Management II

Habe eine Woche Planspielseminar „Topsim General Management II“ hinter mir. In 5er-Gruppen führten wir jeweils ein Modellunternehmen, das Kopiergeräte herstellt.

Bei GM II gibt es mehrere Strategien, um „das Ding nach Hause zu tragen“. Darunter der schon fast legendäre Ansatz, einfach alle Maschinen zu desinvestieren, alle Mitarbeiter zu entlassen und das Geld zu 5 % anzulegen. Okay, das sieht der Spielleiter bestimmt nicht gerne, aber man entzieht sich wirksam dem mörderischen Konkurrenzkampf. Das Spiel ist an und für sich darauf angelegt, dass zwei Unternehmen im Verlauf in Konkurs gehen. Mein Team rettete sich mit einer Hochpreisstrategie, oder besser einer Höchstpreis- bzw. Premiumstrategie. Wir waren immer 200 Euro teurer als die Konkurrenz, und versuchten der Technologieführer zu sein. Im mittleren Segment begannen drei Unternehmen, die sich nicht wirklich voneinander differenzierten, sich alsbald heftig zu zerfleischen. Schwer heizte uns allen das fünfte Unternehmen ein, das eine hybride Strategie verfolgte. Sie waren der günstigste Anbieter und gleichzeitig auch der mit dem besten Produkt. Wenn einem dieses Kunststück gelingt, ist jedes Konkurrenzunternehmen natürlich überflüssig. Die Hybridstrategie funktioniert aber nur, wenn es kein Unternehmen gibt, das eine reinrassige Kostenführerschaftsstrategie fährt. Wenn es einen weiteren Kostenführer gibt, geht das Hybridunternehmen meist fulminant in Konkurs.

Charakteristisch für GM II ist, dass man gezwungen ist, hart an der Grenze dessen zu investieren, was für das Modellunternehmen finanziell erträglich ist. Wir waren häufig in der Situation, dass die Kassen zwar voll waren, aber das Eigenkapital keinen weiteren Spielraum mehr hergab. Mit gesundem Wachstum hat das nichts mehr zu tun. Man muss das große Rad drehen und Geld rausfeuern, sonst verliert man den Anschluss an die Konkurrenz. In unserem Spielverlauf waren daher bis auf das Hybridunternehmen alle mal ein Sanierungsfall. Mit Humor dachte sich die Spielleiterin dann immer wieder neue Gründe aus, warum die KfW nach Lehman Brothers auch die Kopiererbranche subventioniert, ein chinesischer Interessent die überbordenden Lager zu einem Preis unterhalb der Herstellkosten aufkauft oder Fremd- in Eigenkapital umgewandelt wird. Ansonsten wäre das Spiel für die meisten Teams relativ schnell vorbeigewesen. Lernziel ist aber auch weniger der Unternehmenserfolg als das Erkennen der Problemstellung.

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8 Antworten zu Topsim General Management II

  1. Michael sagt:

    hallo, wir spielen nun auch diese Planspiel. Kannst du mir evtl einiges mehr von den Strategien etc. erzählen oder Unterlagen zukommen lassen?

    Vielen Dank.

  2. echoray sagt:

    Nein, nicht mehr als das was ich hier geschrieben habe. Man sollte es als Spiel nehmen und seinen Spaß daran haben. Man ist nicht notwendigerweise ein schlechter Manager nur weil man hier fundamental das Ding in den Teich setzt.
    Vielleicht noch eines: Sich gleich in der 1. Runde eine Strategie ausdenken und nicht mehr davon abweichen. Wer rumeiert hat erst Recht verloren.

  3. JOhn sagt:

    Hallo, sehr interessant, bei uns ist auch so, nun sind wir bei Einführung eines 1 neue Drucker. aber wir wissen nicht genau wie der preis sein sollte.
    wenn wir auch 100-200 teuerer als die andere Konkurrenten, wird die Absatzmengen dramatische verringen? (so von 25% Marketantteil auf 20% so weiter…)
    die CI Tech und Öko sind alle besser als die andere.

  4. deganzkloane sagt:

    Der Absatz hängt immer von verschiedenen Faktoren ab, v.a. Preis, Werbung und der Indizes.
    Wir haben das Spiel mit jeweils vier Unternehmen auf zwei seperaten Märkten gespielt. Bei dem einen lagen die Werbekosten im Schnitt bei 2,0 MEur, beim anderen im Schnitt bei 11,0 MEur. Soviel dazu 😉

    Ansonsten schließe ich mich echoray an. Am besten lernt man aus Fehlern. Und von denen haben wir einige gemacht und somit unser Unternehmen mit einer „Mittemaß“-Strategie gründlich in den Sand gesetzt. Spass hatten wir trotzdem =)

  5. Chrissy sagt:

    Hallo zusammen,
    im Rahmen der Lehrveranstaltung „Controlling“ werde ich aufgefordert die GuV, Bilanz und den Finanzbericht daraufhin zu analysieren wenn sich die Bezugskosten für Einsatzstoffe um +10% ändern. Wenn jemand nen Plan hat wie das funktioniert, bitte melden ich würde dann per mail die Unterlagen zukommen lassen. Die ergebnisse habe ich, nur weiß ich wirklich nicht,wie man sowas macht:-) DANKE!!

  6. 123abc sagt:

    Blöd ist nur wenn der Prof die Note vom Unternehmenserfolg (aktienkurs am ende der 6. Periode abhängig macht 🙁

  7. echoray sagt:

    Unglaublich. Einseitige Fixierung auf den Aktienkurs ist eigentlich Steinzeit-BWL. Man sollte meinen, dass sowas an deutschen Hochschulen endgültig ausgerottet ist – dem scheint aber nicht so zu sein.

  8. Püppi sagt:

    Wir befinden uns gerade mitten in dem „Spiel“. Haben Periode 2 hinter uns und liegen mit unserem Unternehmen im Mittelfeld. Kann mir jemand sagen, wie die Szenarien in den nächsten Perioden etwa aussehen werden? In Periode 2 wurde die beste Maschine sehr günstig angeboten und wir haben auch investiert. Zudem sind die Rohstoffpreise gestiegen…

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