Modellbahnwelt Oberhausen geht in die Insolvenz

Sie wollen sich zumindest keine Insolvenzverschleppung anheften lassen: Nachdem man am Sonntag die Mitarbeiter informiert hatte, hieß es zunächst noch, die MWO Modellbahnwelt Oberhausen wolle im Laufe der Woche Insolvenz anmelden, wenn sich kein Investor finde. Einigermaßen überraschend erfolgte der Gang zum Insolvenzgericht dann noch am Montag. Nach nur neun Monaten steht die große Schauanlage mit dem Vorbild des Ruhrgebiets der späten 60er Jahre damit vor dem Aus. Gestern konnte man viel lesen, warum es in Oberhausen nichts wurde mit dem wirtschaftlichen Erfolg. Völlig unsortiert trage ich die Gerüchte und Verschwörungstheorien mal zusammen:

  • Werbung fand so gut wie nicht statt
  • Das Licht war schlecht (lol!)
  • Einer der Geschäftsführer (es ist nicht Herr Rinneberg) war bereits in der Vergangenheit ein echt erfolgreicher Unternehmer: Erst richtete er die Baufirma seines Vaters zugrunde, dann versenkte er Geld in überflüssigen Bürobauten in Oberhausen, danach in Wohngebäuden in Essen, Gelsenkirchen und Gladbeck, und nun krönt er sein Lebenswerk mit dem Millionengrab MWO.
  • Die Miete am Standort war zu hoch für das Projekt.
  • Die CarSystem-Strecken waren zu leicht überschaubar. Die Autos fuhren immer nur im Kreis.
  • Die Stadt Oberhausen und das Centro haben das Projekt mutwillig sabotiert, weil das Centro scharf auf das Grundstück am Yachthafen ist. So sollen sich die fehlenden Hinweisschilder erklären.
  • Die starke Vorbildtreue geht am Massengeschmack vorbei. Die Leute wollen den ICE sehen und wissen eine E10.1 vor einem stilechten Epoche-III-Rheingold nicht zu würdigen.
  • Die MWO ist jetzt insolvent, weil eine Nachbildung des Ruhrgebiets-Straßenbahnnetzes fehlt.
  • Es war ein Fehler, die noch unfertige Anlage im August 2008 auf das Publikum loszulassen. Weil nichts funktionierte, gab es schlechte Presse.
  • Die MWO wurde ein Opfer der Wirtschaftskrise; mindestens eine der beteiligten Banken braucht Geld und hat daher den Kredit fällig gestellt.

Der Presse konnte man entnehmen, dass in Oberhausen bislang 1,6 Mio. Euro investiert worden waren. Ich meine mich erinnern zu können, dass die Kreditlinie seinerzeit bei 2,5 Mio. Euro lag. In den neun Monaten seit Eröffnung hatte die MWO 80000 Besucher, kalkuliert hatte man wohl mit 160000 Leuten. Hier ist interessant, dass die Kollegen vom Deutschlandexpress in Gelsenkirchen, einer anderen (größeren) Schauanlage im Ruhrgebiet, mit noch wesentlich weniger Besuchern pro Jahr gerade ihr zehnjähriges Bestehen feiern.

Ich bin mal gespannt, wie es in Oberhausen weitergeht. Tritt man die Flucht nach vorn an und baut mit frischem Geld doch noch die geplante zweite Anlage mit Vorbild Ruhrgebiet 2008, wo dann auch der ICE mit Fug und Recht seinen Platz hat? Zieht die Anlage an einen billigeren Standort um? Oder wird sie zwecks Befriedigung der Gläubiger liquidiert?

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