Die FBG, die Fusion und das Unternehmermodell

Habe ein dreitägiges Seminar bei der Fleischerei-Berufsgenossenschaft hinter mir. Schauplatz war das Schulungszentrum der FBG im schönen Reinhardsbrunn (das liegt im Thüringer Wald):

 FBG Reinhardsbrunn, Juni 2010

"Ihre BG-Beiträge bei der Arbeit" könnte man unter dieses Bild schreiben. Die Hütte wurde 1999 errichtet, um die bis dahin in Hotels stattfindenden Schulungen zum Unternehmermodell der FBG in einem standardisierten Rahmen an einem aus ganz Deutschland gut erreichbaren Ort stattfinden zu lassen. Das Schulungszentrum liegt eingebettet zwischen dem Schloss Reinhardsbrunn, dem Kloster Reinhardsbrunn und den Reinhardsbrunner Teichen (übrigens eine Keimzelle des deutschen Schwimmsports). Insgesamt ist das Umfeld in höchstem Maße sehenswert. Hier mal eine Impression von einem der Teiche:

FBG Reinhardsbrunn, Juni 2010

Trotz Aufbau Ost wird man in unmittelbarer Nähe aber noch immer daran erinnert, dass man sich in der ehemaligen DDR befindet, wie diese Hütte mit verbretterten Fenstern zeigt:

FBG Reinhardsbrunn, Juni 2010

Reinhardsbrunn liegt im Einzugsbereich der Stadt Gotha und wird von dort aus mit einer meterspurigen Straßenbahn angefahren:

FBG Reinhardsbrunn, Juni 2010

So, genug Tourismus. Ich war schließlich da, um etwas zu lernen. Das "Unternehmermodell" ist ein von einigen Berufsgenossenschaften angebotenes Modell zur Erfüllung des Arbeitssicherheitsgesetzes für Kleinbetriebe bis etwa 50 Mitarbeiter. Anstatt sich jährlich einen Sicherheitsingenieur und einen Betriebsarzt in die Firma zu holen besucht der Unternehmer alle 3-5 Jahre ein Seminar, macht eine Gefährdungsbeurteilung und sorgt für Unterweisung seiner Mitarbeiter im Umgang mit gefährlichen Maschinen. Bei einem 10-Mann-Betrieb spart das Unternehmermodell etwa 2000 Euro pro Jahr, die ansonsten dem besagten Sicherheitsingenieur/Betriebsarzt in den Rachen geworfen werden müssten.

Die Zukunft des Unternehmermodells ist derzeit leider etwas unklar. Die FBG soll mit der etwa zehnmal größeren BG Nahrungsmittel (zwangs)fusioniert werden. So ist es politisch gewollt. Die irren Politiker in Berlin wollen an die Verwaltungskosten ran, es ist angeblich total ineffizient wenn es viele BGs mit jeweils eigenen Verwaltungswasserköpfen gibt. Leider vergisst die Politik, dass die Verwaltungskosten nur etwa 5 % des BG-Beitrages ausmachen. Im Ergebnis wird für die Fleischbranche eine 5%ige Kosteneinsparung mit einer 20%igen Beitragserhöhung erkauft. Die FBG arbeitet hocheffizient, steht finanziell solide da, und ist sogar beliebt bei ihren Mitgliedsbetrieben (man ist schon vor vielen Jahren weg von Bußgeldern und Auflagen hin zu einem partnerschaftlichen Verhältnis mit den Unternehmern gekommen). Nichts davon trifft auf die BGN zu. Diese ist ein finanzielles Wrack, und sie setzt die Arbeitssicherheit nicht durch Schaffen von Einsicht bei den Beteiligten, sondern durch schiere Repression durch. Das kostengünstige Unternehmermodell will man dort nicht haben, weil es ja die eigene Kasse belastet. Sollen doch die Fleischereibetriebe für Sicherheitsingenieure und Ärzte zahlen!
Die FBG hat lange politisch für ihre Unabhängigkeit gekämpft, sich aber inzwischen ihrem Schicksal ergeben. Aber sie bietet wenigstens eine gute Show: Im Sinne einer "Giftpille", mit der die BGN geärgert werden soll, hat die FBG Anfang des Jahres im Vorgriff auf die Fusion einen Teil der Rücklagen aufgelöst und an die Mitgliedsbetriebe zurückgegeben, damit dieses Finanzpolster nicht der BGN in die Hände fällt.

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