Wanderwoche 2011 – was brachte es?

Ich bin daran erinnert worden, dass ich dieses Jahr noch gar nicht über die Wanderwoche gebloggt habe. Das hole ich hiermit pflichtschuldigst nach.

Völlig gegen jede Wahrscheinlichkeit war es mir tatsächlich gelungen, mich per Eisenbahn zum Startpunkt Bad Laasphe durchzuschlagen. Man fährt von Meschede aus ja auch nur schlappe 5 Stunden – gewissermaßen immer um den Berg rum, den sie Rothaargebirge nennen. Zu Fuß gehen ist nur unwesentlich langsamer, wie sich im Laufe der Woche herausstellen sollte

Diese Wawo war so klein und überschaubar wie noch nie. Gut 40 wackere Wandersfrauen und -männer machten sich auf den Weg von Bad Laasphe nach Meschede. Spirituelles Motto war diesmal "Was bringts mir?". Dieses Jahr war ich erstmals als Gruppenleiter unterwegs. Das ist ein Job, den ich eigentlich vorbehaltlos weiterempfehlen kann, weil er so entspannt ist wie sonst kaum eine "verantwortungsvolle" Position.

Am zweiten Tag habe ich dann selber eine Strecke vorgewandert. Weil ich ein Freund schlechter Witze zum Thema Zonengrenze bin, hatte ich einen Teil der Strecke über hessisches Gebiet gelegt. Okay, die zwei Kneipen am Weg waren auch ein Kriterium. Aber wie sollte ich ahnen, dass sich der Wirt eines hessischen Gasthauses auf unglaubliche Weise zum Horst machen würde, weil er schlichtweg nicht erkannte, dass hier Umsatz zu machen gewesen wäre, wenn er den Herd ausnahmsweise außerhalb der geregelten Mittagszeiten angeheizt hätte? Immerhin bot er damit dankbaren Stoff für den bunten Abend… Dass es auch anders ging, zeigte Tage später die Wirtin des wohl einzigen Gasthofs in Berlar. Sie öffnete extra für uns ihre Kneipe, obwohl sie gerade dabei war, ihre Locken zu wickeln. Damit war sie in Sachen Servicequalität ganz weit vorne.

Wanderwoche 2011
Einer der Neuzugänge im Orgi-Team. Nur echt mit Helm und Krawatte.

Wanderwoche 2011
Die wenigsten Teilnehmer werden es mitbekommen haben, aber in Hallenberg haben wir quasi in einem Baustofflager übernachtet.

Wanderwoche 2011
Bunter Abend, wegen fortgeschrittener Stunde leider schlechte Bildqualität. Diese Truppe hatte wohl "Genusstherapie" und "Apokalyptische Reiter" auf dem Zettel und machte daraus einen Dinner-for-One-Verschnitt. Ein echtes Highlight.

Wanderwoche 2011
Hier wird ein Pferdekopf nach Niedersfeld transportiert. Warum? Weil wir es können.

Wanderwoche 2011
Während der Wawo erreichte uns die Nachricht vom Tode Loriots. Die Vorwanderer nach Niedersfeld waren offensichtlich große Fans und bauten entlang der Route kleine "Loriot-Contests" ein. Bezüglich der bildhaften Ergebnisse bin ich auf das Nachtreffen gespannt.

Wanderwoche 2011
"Hier nächtigt ein Kanalarbeiter".

Wegen akutem Personalmangel bei den Sanis bin ich dieses Jahr in einem Schnellkurs zum "Blasenaufstecher" ausgebildet worden. Entgegen anderslautenden Gerüchten haben alle von mir behandelten Patienten die Behandlung überlebt.

Ebenfalls ein Erstlingswerk war dieses Jahr eine von mir abgehaltene Morgenrunde. Thema war "Hoffnung". Dafür habe ich einige überraschend positive Kritiken abgefangen. Wir notieren also für nächstes Mal: Es gibt eine gewisse Nachfrage nach Morgenimpulsen, die sich eher an der historisch-kritischen Methode orientieren.

Und dann war stiller Tag. Eigentlich war es ein ziemlich lauter Tag. Der Vortrupp hatte es geschafft, dass sich fast alle Wanderer erstmal im Wald verirrten. Plötzlich war Ende Gelände. Nun helft euch selbst… Mit meinem Navi habe ich ein paar Wanderer, die genug Vertrauen in die Technik hatten, wieder auf den rechten Weg geführt. Der Rest der Mannschaft ging wie man hört wieder komplett zum Fuß des Berges zurück, um dann auf einem anderen Weg nochmal neu hochzukraxeln. Die Sache war auch ein schönes Beispiel für Gruppendynamik in Stresssituationen. In der Krise scharren sich die Schafe um denjenigen, der am besten den Eindruck erweckt, die Truppe aus dem Wald bringen zu können. Dieser erweckte Eindruck muss nicht notwendigerweise mit tatsächlich vorhandenen Kartenlese-Skills korrelieren. Im Ergebnis hatte ich einen sehr einsamen stillen Tag. Selten habe ich wegen den Wegemarkierungen soviel geflucht wie auf dieser Etappe. Aber weil ich allein war, hat’s nur der liebe Gott gehört…

Ach ja, das Wasser in der Turnhalle der Benediktiner ist auch ein Jahr nachd er Wawo 2010 immer noch kalt.

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