Eisenbahn-Fahrsimulator der FH Aachen

Der Kollege Michael Franz hat Bilder vom 6. Januar online gestellt, auf denen ein markanter Freund der Eisenbahn routiniert für die sichere Durchführung einer simulierten Zugfahrt von Kassel nach Warburg sorgt. Anlass war der Stammtisch der Aachener Zusianer, der diesmal mit einer "Sneak Preview" der kommenden Bahnsimulation Zusi 3 auf dem Fahrsimulator der Fachhochschule Aachen verbunden wurde.

Dieser Simulator ist eine originalgetreue Nachbildung des Führertisches moderner Drehstrom-Elektroloks unter Verwendung originaler Führerstandsbauteile. Mit ihm wird Aachener Ingenieurs-Studenten der Schienenfahrzeugtechnik nahegebracht, was es heißt, einen Zug zu fahren. In gewisser Weise ist er vergleichbar mit den Simulatoren zur Lokführerausbildung der DB Training, deren Hamburger Simulator ich 2009 besucht hatte (siehe hier). Die Besonderheit des Aachener Simulators ist, dass dort keine sündhaft teure Simulationsumgebung aus der Flugsimulatorenentwicklung läuft, sondern eine "commercial-off-the shelf"-Lösung auf Basis einer Vorabversion des zukünftigen Simulators Zusi 3. Dessen Entwicklung – federführend als One-Man-Show durch den Ingenieur Carsten Hölscher aus Braunschweig durchgeführt – liegt aktuell in den letzten Zügen. Man kann sich bereits anhand einer Demo-Version (enthält nach alter Väter Sitte den Streckenabschnitt Driburg-Altenbeken) davon überzeugen, dass der Simulator Version 3 im Grundsatz funktioniert.
Eine kleine Kuriosität aus der Kategorie "da müssen wir nochmal dran arbeiten" ereignete sich bei meiner Probefahrt von Espenau-Mönchehof nach Immenhausen: Ich kam am Einfahrsignal Immenhausen zum Stehen, der Tacho auf dem Display wies aber noch gut 35 km/h Vorwärtsgeschwindigkeit aus. Da guckt man als Herr über die simulierte Maschine dann schonmal seltsam aus der Wäsche… Nachdem ein kritischer Blick auf die Strecke ergab, dass ich in erster Näherung tatsächlich stillstand, und einem Gedanken daran, welche sonstigen Federspeicherbremsen, Notbremsen, Magnetschienenbremsen und Zusatzbremsen man vielleicht noch andrehen könnte, erwies sich am Ende die Software für das Bremsmanometerdisplay als der Übeltäter, der sich verzögernd auf die Tachoanzeige auswirkte.

Der Aachener Simulator zeigt, dass Zusi 3 künftig durchaus das Zeug hat, kommerziellen Bahnsimulationslösungen Konkurrenz zu machen. Um den Schritt vom Unterhaltungsprodukt zum vollwertigen Ausbildungswerkzeug zu vollziehen, bedarf es allerdings besonderer Funktionen für professionelle Anwender. Diese wünschen sich u.a., dass Szenarien zu 100 % identisch wiederholbar sind. Bei Zusi ist derzeit dagegen immer der Zufall am Werk (mag er auch sehr klein sein). Auch der Live-Eingriff in die Simulation von einem Instruktor-Arbeitsplatz ist zum Beispiel bei den DB-Simulatoren Standard. Entsprechende Instruktor-Funktionen stehen zumindest auf der Wunschliste des Aachener Lehrstuhls.

Zusi 3 Sneak Preview auf dem Simulator der FH Aachen, 6.1.12 Zusi 3 Sneak Preview auf dem Simulator der FH Aachen, 6.1.12Zusi 3 Sneak Preview auf dem Simulator der FH Aachen, 6.1.12

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Eine Antwort zu Eisenbahn-Fahrsimulator der FH Aachen

  1. ray (nicht echoray ;-) ) sagt:

    Diese Dinge stehen auch auf meiner (nicht „professionelle Anwender“-) Wunschliste:
    „Diese wünschen sich u.a., dass Szenarien zu 100 % identisch wiederholbar sind. Bei Zusi ist derzeit dagegen immer der Zufall am Werk (mag er auch sehr klein sein). Auch der Live-Eingriff in die Simulation von einem Instruktor-Arbeitsplatz ist zum Beispiel bei den DB-Simulatoren Standard. Entsprechende Instruktor-Funktionen stehen zumindest auf der Wunschliste des Aachener Lehrstuhls.“

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