Studieren in Dänemark

Langsam darf ich mich an der FH Dortmund wie ein alter Hase fühlen. Heute war schon mein zweiter Jour Fix. Ich formuliere das mal etwas bissig: Jour Fix ist, wenn der Dekan zu den versammelten Studis spricht und seine verwirrten Ideen ventiliert. Im letzten Semester entsprach das ziemlich der Wahrheit, Stichwort Community Credits. Ich fürchte, dieses verstrahlte Projekt ist reichlich untot. Heute war aber nichts darüber zu hören. Stattdessen ging es schwerpunktmäßig um die Nöte der Kameraden im Diplomstudiengang, wo so langsam die Lichter ausgehen. Wer aus irgendeinem Grund die Prüfungen nicht besteht, kann da übelst gegen die Wand laufen. Im Extremfall wars das mit dem Traum vom Studium, wenn man zum Beispiel wegen „Fachrichtungswechsel“ in den Bachelor-Studiengang keine Bafög-Förderung mehr kriegt. Zumindest für den Bereich des Hauptstudiums hat sich das Dekanat einen Notfallplan ausgedacht: Wem das Rest-Angebot an Schwerpunktfächern nicht ausreicht, der kann nach Dänemark gehen. Ja, Dänemark. An der dortigen Hochschule in Kolding studiert man dann seine Schwerpunkte und kommt einfach rechtzeitig nach Dortmund zurück, um sein Diplom abzulegen. Dummerweise hielt sich die Begeisterung der betroffenen Diplom-Studis heute bereits in Grenzen („ich will studieren, aber nicht in Dänemark“). Wir verbuchen das ganze am besten unter „verwirrte Idee“, die Sache ist aber todernst gemeint.

Das Dekanat tat ein wenig seinen Unmut kund, dass von 120 eingeplanten Erstsemestern im SS07 zum Start des Semesters nur 55 anwesend waren, weil die ZVS sich mit der Auslosung derbe Zeit ließ. Erst ab Mai waren dann tatsächlich 128 Erstis anwesend, da lief das Semester aber schon anderthalb Monate. Nicht nur ich finde sowas ein Unding. Die Komilitonen tun mir leid. Wie soll man anderthalb Monate verpasste Vorlesungen jemals wieder reinholen?

Um die eher unterirdischen Leistungen einiger Studis zu puschen, denkt der Fachbereich darüber nach, die jeweils besten Klausurschreiber pro Fach öffentlich zu ehren. Das führte zu lebhaften Diskussionen. Einige wandten sich vehement gegen „amerikanische Verhältnisse“ an unserer FH. Ich selbst konnte die Anekdote mit dem Zeitschriften-Abo von Professor Senne zur Diskussion beitragen. Ich glaube, mein Argument hat sogar gezogen: Eine Ehrung der Besten ist nicht so sinnvoll, weil es ohnehin wohl immer die gleichen High Potentials, also 1er Kandidaten treffen würde. Wenn man stattdessen kleine Anerkennungen für das Erreichen eines bestimmten, machbaren Durchschnitts auslobt, haben mehr Leute was davon. Bleibt die Frage, wer sowas bezahlen sollte (dient es der Verbesserung der Lehre, wenn weniger Dumpfbacken und mehr vom Wissen erleuchtete Studenten in den Vorlesungen sitzen? Dann könnte man das über die Studiengebühren finanzieren…), und ob es den durchschnittlichen Low Performer überhaupt anspornt. Einige Leute könnten wohl was reißen, wenn sie sich mal auf den Arsch setzen würden, bei anderen sieht es aber leider eher so aus, dass sie auch mit viel Zeitaufwand die Klausuren nicht bestehen. Warum daher Preise ausloben oder das Leiden unnötig verlängern?

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