Die Openstreetmap-Karte im Praxisversuch

Im letzten Jahr war ich viel im Mescheder und Dortmunder Umland unterwegs, um die Gegend in die freie Openstreetmap-Karte einzumessen. Die Mescheder Kernstadt ist bis auf ganz wenige Straßen nunmehr komplett drin. Jetzt, wo das Wetter wieder besser wird, bin ich wieder verstärkt draußen. Da das große Ganze ja nun erfasst ist, geht es verstärkt um Feinarbeiten. Forst- und Fußwege sowie vor allem Points of Interest. Bushaltestellen, Briefkästen, einzelne Hausnummern, allen möglichen Unsinn kann man erfassen. Vielleicht braucht es irgendwann mal jemand…

Für bunte Karten zum im Internet angucken oder ausdrucken war OSM schon im letzten Jahr gut zu gebrauchen. Und inzwischen ist die Abdeckung der Karte gut genug, dass man mal vorsichtig andere Einsatzfelder antesten kann. Routenberechnung per Computer oder Verwendung als Karte im Navigationssystem zum Beispiel. Letzteres beginnt zumindest  auf den Garmin-Geräten so langsam zu funktionieren. Die Fachleute aus der Community verstehen inzwischen genug von dem obskuren Garmin-Dateiformat, dass das Routing zumindest mit einigen wenigen Straßentypen funktioniert.

Im Bereich der Internet-Routenplaner gibt es inzwischen den OpenRouteService der Uni Bonn. Dieser Routenplaner verlässt sich einzig und allein auf die OSM-Karte. Als besonderes Feature bietet dieser Planer ein explizites Fahrradrouting. Kommerzielle Konkurrenten wie Google Maps und Map24.de unterscheiden meist nur zwischen Auto und Fußgänger. Fahrräder sind dabei irgendwie zwischen den Stühlen. Bundesweites Fahrradrouting habe ich bis jetzt überhaupt nur beim OpenRouteService (ORS) gesehen. Die Konkurrenz scheint meistens eher regional orientiert zu sein, wie der radroutenplaner.nrw.de (im folgenden mal RRP genannt).

Gestern habe ich eine längere Radtour von Meschede nach Schwerte unternommen. Beim Vergleich von ORS und RRP fällt auf, dass der RRP eine weiter südlich liegende Route über Sundern und Balve vorschlägt. Der ORS routet dagegen über Oeventrop, Arnsberg und Herdringen. Ich habe mich natürlich für die Route des ORS entschieden. Zum einen, weil ich natürlich die Openstreetmap testen wollte, zum anderen, weil sie im längsten Teil immer in relativer Nähe einer Bahnlinie verläuft, falls ich unerwartet hätte abbrechen müssen (65 km radfahren sind für mich nicht alltäglich). Den GPS-Track habe ich mir auf mein Garmin eTrex geladen, und ab ging es. Man muss den Mapper-Kollegen im Arnsberger Raum ein Kompliment machen. Es ging keineswegs immer entlang von Autostraßen, sondern häufig auf irgendwelchen "Schleichwegen". Der ORS setzt im Fahrrad-Modus grundsätzlich den kürzesten Weg an und macht sich keine Gedanken darüber, wie schnell ein Radfahrer wohl einen bestimmten Weg befahren kann. Das ist eine durchaus sinnvolle Annahme. Erst hinter Neheim wurde es etwas merkwürdig. Zunächst kreuzte mitten zwischen Holzen und Lendringsen eine "Phantom-Landstraße" über das Display meines eTrex. Wer auch immer die Landstraßen westlich von Arnsberg vermessen hat muss dies wohl unter unglaublich schlechten Empfangsbedingungen getan haben. Die Abweichung meiner errechneten Position von der angeblichen Lage der Straße war in diesem Abschnitt erheblich. Die Krönung war allerdings ein angeblicher Abzweig einer Kreisstraße, der zwar einen Kilometer gespart hätte, aber schlichtweg nicht existierte. Da war nur steile Felsböschung.

Kurz vor Menden verließ mich dann mein GPS-Track. Ich hatte nicht bedacht, dass das eTrex eine Begrenzung der maximalen Zahl von Routenpunkten hat. Mitten im Wald war dann Ende. Das Gerät hatte den Rest meines Tracks beim hochladen einfach abgeschnitten. Da kann die OSM-Karte nichts für. Für weitere Ausflüge weiß ich jetzt, dass ich die Tracks auf maximal je 500 Punkte splitten muss. In dieser Situation kam mir zugute, dass ich im Raum Menden/Iserlohn einen gewissen "Heimvorteil" durch meine Bundeswehrzeit in Hemer hatte. Außerdem hatte ich ja noch die Kartendarstellung auf dem Gerät, so dass ich meinen Weg auf die altmodische Weise finden konnte.

Inzwischen war es Mittag. Zeit, mit dem GPS-Gerät einen POI aus der Abteilung "Essen und Trinken" anzupeilen. Die Mehrzahl der Dönerbuden in Menden stellte sich als noch nicht erfasst heraus. Auch das McDonalds in Menden, von dem ich ziemlich sicher war, dass es existierte, war nicht erfasst worden. Im Nachgang stellt sich anhand verräterischer Tracks heraus, dass  durchaus einige Mapper den Parkplatz von McDoof angesteuert hatten, aber seltsamerweise hatte noch niemand den POI eingetragen. Nach dem Essen ging es über Sümmern und Kalthof weiter Richtung Schwerte. Der offiziell ausgeschilderte Radweg von Kalthof nach Schwerte war tatsächlich von noch niemandem kartografiert worden. Nach gut fünf Stunden kam ich am Bahnhof in Schwerte an. Das Fahrrad reiste für 3,30 Euros zurück nach Meschede, ich selbst nutzte mein Studententicket. Die ganze Aktion war gleichzeitig Testfahrt für eine mögliche mehrtägige Radwanderung im Sommer, die ich derzeit plane. Voraussichtliches Ziel: Güldengossa in Sachsen.

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