Insolvenz mit Ansage

Wieder hat ein ehemals großer Kunde Insolvenz angemeldet, und man hat es wirklich kommen sehen. Immerhin haben wir keine offenen Forderungen gegen die Truppe und müssen nur zur Kenntnis nehmen, dass die Firma wohl jetzt gesundgeschrumpft wird. Dass es irgendwann zu Ende gehen würde war uns aus unserer Lieferantenposition eigentlich schon seit Jahren klar:

Was da lief konnte unmöglich gesund sein. Nackte Zahlen sagen natürlich wenig aus, aber aus dem, was man unterschwellig aus der Branche hörte, ergab sich doch ein stimmiges Gesamtbild: Das Management brachte es einfach nicht, setzte auf falsche Produkte für den falschen Kundenkreis und beglückte uns Lieferanten mit "Optimierungen" der Logistik die voll für den Arsch waren und uns zwangen, die Preise hoch zu halten, um den ganzen Dünnsinn den die Firma sich ausdachte irgendwie bezahlt zu kriegen. Die guten Leute, mit denen man seit Jahren immer hart aber herzlich zusammengearbeitet hatte, tauchten plötzlich bei anderen unserer Kunden in leitender Position auf. Andere wurden aus unerfindlichen Gründen innerhalb des Unternehmens versetzt. Ihre Stelle nahmen Menschen ein, bei denen man merkte dass sie keine Ahnung hatten.

Die Spatzen pfiffen es also echt von den Dächern. Seit 2004 pflegte ich das Excel-Spreadsheet mit dem obigen Diagramm. Zum Positiven bewegte sich nichts bei der Firma. Da fragt man sich doch ganz naiv, haben die eigentlich nichts gemerkt? Stattdessen rauschte man über Jahre mit Vollgas ins Abseits. Diese Woche erfuhr ich, dass im Juni der Insolvenzverwalter seine Arbeit aufgenommen hat. Ich konnte mein Diagramm abschließen. Dabei fiel mir die fast lineare Degression auf. Der Niedergang eines lange erfolgreichen Unternehmens, kondensiert auf eine Gerade… Für mich eine gute Gelegenheit, mal etwas über Excels Funktionen zur Interpolation und Regressionsanalyse zu lernen.

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.