Erinnert sich noch jemand an jene bedauernswerten Menschen, die bei der Eröffnung des neuen Berliner Hauptbahnhofs Opfer eines irren Messerstechers wurden? Eines seiner ersten Opfer war HIV-positiv gewesen. Was wurde eigentlich aus diesen Leuten? Gab es nachher HIV-Infektionen? "Warten aufs Leben" von Thomas Kastura ist gewissermaßen das Buch zum Thema.
Die 15-jährige Hauptperson Tara landet auf einer Party einen Volltreffer: Sie hat ungeschützten Verkehr mit jemandem, der sich am nächsten Tag als HIV-positiv herausstellt. Für sie beginnen die schwersten zwölf Wochen ihres Lebens, bis das endgültige Ergebnis des HIV-Tests vorliegt.
Frei nach dem Motto "Wenn schon Scheiße, dann mit Schwung" gehen die Probleme richtig los. Die gute Tara hat zum Beispiel keinen blassen Schimmer, dass bei einer möglichen Infektion die ersten Stunden entscheidend für eine Prophylaxe sein können. Viel zu spät sucht sie Hilfe auf. Der HIV-Test weist im ersten Anlauf erstmal lediglich einen Herpesvirus nach. Taras Mutter hat praktisch permanent Migräne. Ihr Vater hat sich daher sexuelle Befriedigung bei anderen Frauen besorgt. Als das raus kommt, geht fast die Ehe in die Brüche. Tara traut sich nicht mehr in die Schule. Sie wird wie eine Aussätzige behandelt und benimmt sich auch so. Irgendjemand kommt auf die Idee, dass es gut für sie ist, wenn man sie von der Schulpflicht entbindet. Sie fährt erstmal mit einer Tante in Urlaub nach Schottland. Wieder daheim entwickelt sich eine durchaus hektische Suche nach einem ominösen dritten Beischläfer, der nach Taras HIV-Nummer mit ihr in ihrem Zimmer verschwand, während sie sich im Vollrausch befand. Es wird mal Zeit für freudige Nachrichten… Dieser Junge stellt sich als letzter guter Mensch in diesem Land heraus. Aus meiner Sicht allerdings kein Wunder, denn er ist Sanitäter. Sani rulez. Der Typ nutzt also nicht etwa Taras Lage aus und nimmt sie im Vollrausch, sondern wacht bis zum Morgen an ihrem Bett und passt auf, dass sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Ich bin fasziniert.
Man merkt schon, das Buch hat vor allem aufklärerischen Anspruch. Deshalb muss die arme Tara auch so gut wie jedes Klischee über sich ergehen lassen. Im Grunde bin ich ja zu alt für sowas, ich gehöre eindeutig nicht zur Zielgruppe. Es werden auch viele Probleme gewälzt, die ich seinerzeit gern gehabt hätte, die aber mit dem eigentlichen Thema nicht so viel zu tun haben. Dahinter steht wohl der Versuch, das Buch für jugendliche greifbarer zu machen, indem nicht nur HIV, sondern auch Allerweltsprobleme von Jugendlichen gestreift werden.
ganz im ernst, die brücke von dem kerl der beosffen amok gelaufen ist zu unrealistischer Jugendliteratur mit pseudoaufkläererischen tendenzen scheint mit immer noch recht weit her geholt.
rumhuren ist ein tolles wort
Ich brauch eine von der Tara bis morgen 😮