Nicht mit und auch nicht ohne

Passend zur Nachricht, dass Deutschland in 2011 die Frauenfußball-WM ausrichten wird, ist mir zufällig eine interessante Artikelreihe in der InDOpendent, unserer Campuszeitung, über den Weg gelaufen. Dieses informative Pamphlet ist ein ständiges Projekt einiger Journalistik-Studenten der jetzt "Technischen Universität Dortmund". Diesmal mit dabei: Eine Sonderbeilage, die man mit "alternativer Sportjournalismus" beschreiben könnte. Inhalt: Hooligans, Doping, und Lesben im Frauenfußball. Okay, dass letzteres vorkommt, hat man irgendwie geahnt. Dass es da ein Problem gibt, erschließt sich einem erst auf den zweiten Blick.

Es gibt ernstzunehmende Schätzungen von Insidern, dass bis zu 70 % der Spielerinnen im Frauenfußball homosexuell sind, in den oberen Ligen tendenziell mehr, weiter unten weniger. Besorgnis, dass da nicht-lesbische Frauen "gedreht" werden könnten, oder man manche Spielerinnen bei Transfers nur im Doppelpack (mit der Freundin) bekommt, sind ja noch ganz lustig. Das Problem liegt darin, dass die Innenwelt der Vereine mit den 70 %, und das Außenbild auseinanderfallen. Wer seine Homosexualität durch ein Coming-Out öffentlich macht, ruiniert sich sehr wahrscheinlich seine Fußball-Karriere. So ein Schritt kommt bei den Fans und bei den auf ihr Image bedachten Vereinen ganz schlecht an. Die Position der Verbände schwankt zwischen einem politisch korrekten "wir sind tolerant, nur die sportliche Leistung zählt" und dem Achmadinedschad-Standpunkt ("in unserem Verband gibt es keine Lesben"). In der Praxis geht es so weit, dass die armen Spielerinnen Depressionen kriegen, weil sie ihre sexuelle Orientierung verheimlichen müssen. Mit der Toleranz ist es eben doch nicht so weit her.

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