Banished

Banished ist ein PC-Spiel des Genres Echtzeit-Aufbaustrategie. Man hat in diesem Spiel das Schicksal einer zunächst kleinen Gruppe von Menschen in der Hand, die auf einer zufallsgenerierten Karte sich aus dem Nichts eine neue Existenz aufbauen müssen.

Banished

Im höchsten Schwierigkeitsgrad fängt man dabei wirklich mit nichts weiter als 10 Peoples und einem Wagen mit sehr knapp bemessenen Vorräten an. Und dann geht es daran, das Überleben dieser Leute zu sichern. Sie brauchen Häuser und etwas zu Essen. Für den weiteren Ausbau der Siedlung muss Baumaterial aus der Umgebung gewonnen werden. Es wird Frühling, Sommer, Herbst und irgendwann Winter, und wenn die kleine neue Siedlung nicht kollektiv den Kältetod sterben soll, wird Feuerholz gebraucht… Die Jahre gehen ins Land, die Leute bekommen Kinder, diese wachsen heran und können irgendwann selber mit anpacken, bekommen selber Kinder… Wenn man Glück hat, sterben die alten Leute nach einem erfüllten und arbeitsreichen Leben an Altersschwäche. Wenn es durch Missmanagement des Spielers oder höhere Gewalt schlecht läuft, verhungert die Bevölkerung, erfriert, fällt der Beulenpest, Unfällen oder einer Naturkatastrophe zum Opfer.

Es ist also ein wenig wie „Don’t Starve“, nur als Grüppchen. Der Fokus von Banished liegt auf dem Überlebensaspekt. Es geht nicht darum, die Welt zu erobern. Man ist nicht in Konkurrenz zu anderen (KI)-Spielern. Man kämpft mit seinen Wusel-Siedlern einfach nur völlig auf sich gestellt mit knappen Ressourcen gegen die Unbillen der Natur.

Das Spiel ist aufs wesentliche reduziert. Eine Kampagne gibt es keine. Jedes Spiel findet auf einer Zufallskarte statt und ist open end. Einziges Ziel ist das Überleben der Siedlung. Wer möchte kann darüber hinaus nach Achievements streben wie „Siedlung mit 300 oder 600 Bewohnern“, „1000 Stück von xy produzieren“ oder „x Jahre überleben“.

Zu Anfang einer Partie ist micromanagement angesagt. Man hat zu wenig Leute und zu wenig Material. Der nächste Winter kommt bestimmt. Trotzdem ist es nicht empfehlenswert, ungebremst Baumstämme zu Feuerholz verhackstücken zu lassen. Die Stämme fehlen dann als Baumaterial. Nicht zu viel und nicht zu wenig, darin liegt die Kunst. Wenn mal eine Hütte wegen Brennstoffmangel kalt ist, ist das noch nicht die ganz große Katastrophe. Die Bewohner gehen dann im Winter zu ihren Nachbarn, um sich aufzuwärmen. Nur bei Lebensmitteln ist sich jeder selbst der Nächste. Wenn ein Siedler in seinem Haus und im Lager kein Essen vorfindet, geht er einmal hungrig zur Arbeit. Wenn das ein zweites Mal passiert, geht er tot. Es wird kein Essen mit den Nachbarn geteilt.

Nachdem die Kinder groß sind, haben sie das Bedürfnis, aus dem Elternhaus auszuziehen und eine eigene Familie zu gründen. Es gilt „Kinder bekommen die Leute immer“, aber dazu brauchen die Pärchen ein eigenes Haus (es ist also nichts mit „die noch bei ihren Eltern wohnende Nachbarstochter schwängern“. Da ist das Game ziemlich prüde). Über den Hausbau kann man also das Bevölkerungswachstum steuern. Wer ungebremst Häuser baut, hat nachher also möglicherweise Probleme, all die neuen hungrigen Mäuler gestopft zu kriegen.

Nachdem man es geschafft hat, auf eine Bevölkerung von etwa 30 Leuten zu kommen, ist eine Siedlung dann so langsam aus dem gröbsten raus. Sollte jetzt noch ein Bewohner unerwartet versterben, dann ist das nicht mehr das ganz große Drama, das die Entwicklung der Siedlung um Jahre zurückwirft. Jetzt kann man auch Personal zur Daseinsvorsorge abzwacken und sich z.B. den Luxus eines Hospitals leisten, um einen Krankheitsausbruch hoffentlich in den Griff zu bekommen, bevor er großflächig die Leute dahinrafft. Die Gefahr schicksalhafter Ereignisse wie Feuer oder Tornados hat man immer im Nacken.

So lange man nur für zwei handvoll Menschen verantwortlich ist, braucht man sich über zu intensive Nutzung natürlicher Ressourcen noch keine Gedanken zu machen. Je größer die Siedlung wird, desto mehr rückt aber ein Thema auch unserer Zeit in den Fokus: Nachhaltigkeit. Den Fluss kann man überfischen, den Wald leerjagen oder leersammeln. Wenn das passiert, ist man in der Uhr. Felder bringen über die Jahre nachlassende Erträge. Dagegen geht man mit bekannten Methoden vor: Fruchtfolge (wenn man den Luxus hat, über mehr als eine Sorte Saatgut zu verfügen) und Felder mal brachliegen lassen oder an anderer Stelle neue Felder bauen. Beim Erreichen einer einstellbaren Lagerbestandshöhe stellen die Produzenten eines Gewerbezweiges darüber hinaus erstmal die Arbeit ein. Entsprechend können sich in dieser Zeit die Naturressourcen etwas erholen.

Wer Baumaterial und Bauarbeiter übrig hat, kann eine Town Hall bauen, die zahlreiche statistische Daten liefert, u.a. über Produktion und Verbrauch. Ohne Town Hall agiert man ziemlich im Blindflug und muss zum Beispiel anhand der Lagerbestände abzuschätzen versuchen, ob man die Nahrungsmittelproduktion intensivieren muss.

Banished geht als Independent-Titel an den Start. Programmierung und Artwork hat alles ein und die selbe Person gemacht. Ein Familienmitglied hat sich um Musik und Betatesting gekümmert. Das Spiel ist vor wenigen Tagen erschienen. Und obwohl der Entwickler eine Woche vor dem Release verkündete „jetzt ist Crunchtime!“, ist die Softwarequalität überraschend gut. Schwerwiegende Bugs sind mir keine untergekommen, und nur einige kleinere Fehler: In Einzelfällen ließ sich ein angepflanztes Feld nicht abernten, die Feldfrüchte fielen dann dem ersten Frost zum Opfer, die Feldarbeit eines ganzen Jahres war umsonst. Als Kuriosität verbuche ich Bewohner im Status „is visiting the Herbalist“, obwohl noch gar kein Herbalist gebaut wurde.

Wahrscheinlich kein Bug sind diverse Fälle von Anglerglück. Hier zum Beispiel hat die Fischereibrigade außer vielen Fischen auch 19 Pumpkins aus dem Fluss gezogen:

pumpkin

Es ist schon beeindruckend, dass eine Einzelperson so ein schick aussehendes Spiel auf die Beine zu stellen vermag. Der Preis von 19 Euro ist verdammt fair. Dafür bekommt man ein forderndes Spielchen mit überraschender Tiefe. Es ist absehbar, dass ich da längere Zeit Spaß dran haben werde. Zu haben ist das Ding in Deutschland über Steam (derzeit nur in englischer Sprachfassung).

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