Nexoc G513 Modelljahr 2014

Meine Notebooks habe ich seit 9 Jahren traditionell aus der Travelmate-Serie von Acer bezogen. Eine schnelle mobile Intel-CPU und die schnellste gerade bei Acer verfügbare ATI-Grafikkarte. Und um Gottes Willen keine Desktop-Komponenten im Notebook (vor Jahren hatte ich mal ein Acer Aspire zurückgehen lassen, weil ich den Lüfter unerträglich fand). All das fand man immer bei den Travelmates. 4101, 5720, 5740, 7750 – ich habe einige Modellreihen mitgemacht. Dabei war leider eine gewisse Tendenz erkennbar, dass die Notebooks immer größer wurden. Nach dem 5740 baute Acer meine Geräteklasse nicht mehr als 15-Zöller, so dass ich ein 17-zölliges 7750 nehmen musste. Bedarf an großen Bildschirmen habe ich eigentlich nicht. 95 % der Zeit steht das Gerät als Desktop-Ersatz gedockt auf meinem Schreibtisch. Nach dem 7750 war jetzt in 2014 völlig der Ofen aus. Acer scheint keinen Markt mehr für Geräte zu sehen, wie ich sie gerne hätte. Es gibt noch Travelmates, die sind aber mit merkwürdigen ULV-Prozessoren bestückt und damit leistungsmäßig ein Rückschritt hinter den Stand von 2012.

Auf der Suche nach einem neuen Hersteller habe ich mir überlegt, dass ein „Gaming-Notebook“ vielleicht nicht schlecht wäre. Zumindest mache ich seit diesem Jahr ja viel GPGPU (Videos rendern), dazu sollte die Grafikkarte möglichst viel Dampf haben. Weiterhin sieht mein „Lastprofil“ so aus, dass möglichst hohe Single-Thread-Performance der CPU sinnvoll wäre.

Notebooks für Gamer sind eine Nische im Markt, in der sich einige mittelständische deutsche Schmieden eingerichtet haben. Unter anderem die Firmen Schenker Technologies aus Leipzig und Nexoc aus Dachau. Deren Geschäftsmodell sieht so aus, dass sie Notebook-Barebones aus Fernost nehmen (meistens von der Firma Clevo), und dann nach Kundenwunsch komplettieren (jeder Gamer hat ja etwas andere Vorstellungen, wie das perfekte Gaming-Notebook aussehen müsste). Die Stückzahlen sind recht gering (Nexoc setzt wohl ausweislich des Konzernabschlusses wenige tausend Stück pro Jahr ab), aber die Margen in dieser Marktnische reichen aus, um sich den Luxus einer Endmontage in Deutschland zu leisten – im Massenmarkt war Toshiba einer der letzten, der noch in Deutschland assemblieren ließ – das war schon um 2007 vorbei.

Nach Sondierung des Marktes bin ich beim Nexoc G513-A, Modelljahr 2014, gelandet. Es handelt sich um ein Clevo-Barebone P150SM-A. In der 15-Zoll-Klasse für Gaming-Notebooks ein absolut gängiges Barebone. Firma Schenker baut daraus auch mobile Workstations für den Unternehmenseinsatz. Bei Notebooksbilliger war das G513 in meiner Wunschkonfiguration mit i7 4710MQ und Mobility Radeon R9 290X zu bekommen. Außerdem sind 16 GB RAM drin (die Hälfte hätte es wohl auch getan, aber ich will nicht klagen), eine 240 GB SSD von Crucial und eine 1 TB Festplatte von HGST als Datengrab. Zusätzlich ist noch ein Leerplatz für eine dritte Platte im Gehäuse vorhanden. Das hatte mich beim Acer 7750 sehr aufgeregt. Dort gab es einen zweiten internen SATA-Steckplatz. Der funktionierte auch, war aber von Acer durch ein angespritztes Plastikteil des Gehäuses mechanisch blockiert worden.

Zusammen mit Windows 7 musste man ca. 1300 € bei Notebooksbilliger auf den Tisch legen. Ich finde, das ist ein fairer Preis für diese Ausstattung. Man könnte durchaus auch als Privatkunde ein Einzelstück bei Nexoc direkt bestellen. Wenn man das mit genau der selben Ausstattung wie das Modell bei Notebooksbilliger macht, landet man allerdings bei über 1600 €. Notebooksbilliger hat also gut verhandelt, da hat auch der Kunde was von (nur Fa. Nexoc hat da weniger von ;-)).
Solche Langsamdreher für einen Nischenmarkt legt sich übrigens auch eine Notebooksbilliger AG nicht auf Lager. Mit 5-10 Tagen Lieferzeit sei zu rechnen, wurde mir mitgeteilt. Man blieb am unteren Rand dieser Schätzung. Nach 5 Tagen war das Teil hier, obwohl es erstmal eine Deutschlandreise von Dachau über Sarstedt nach Meschede gemacht hat. Ich stelle mir ja gerade bildlich vor, wie nach meiner Bestellung in Dachau erstmal einer losgeht und on-demand mein Gerät assembliert. Schon irgendwie eine coole Vorstellung…

Die P150SM des Modelljahres 2013 waren ein wenig verschrieen für ihre etwas merkwürdige Lüftersteuerung. Es war das Verdienst der Firma Schenker, dass da wohl was dran geändert wurde. Um so viel Engagement zu honorieren, hätte ich eigentlich bei Schenker kaufen müssen. Das ist in meinem Fall an einer kleinen, unglücklichen Formalität gescheitert: Ich bin Eisenbahner und baue 3D-Modelle für einen professionellen Bahnsimulator. Es ist schon vorgekommen, dass ich mit meinem Notebook auch mal bei irgendwelchen Eisenbahnfirmen auflaufen musste. Beim Namen „Schenker“ denken alle Eisenbahner erstmal an die große rote Güter-Eisenbahn. Auf die Frage zu antworten, ob ich denn ausweislich meines Notebooks irgendwie mit DB Schenker Rail verbandelt bin, habe ich keine Lust drauf. Deswegen kann auf meinem Notebook nicht „Schenker“ draufstehen ;-(

Das serienmäßige BIOS des P150SM-A bietet nur die allernotwendigsten Einstelloptionen. Optional lässt sich UEFI einschalten (wenn man denn glaubt, dadurch irgendwelche Vorteile zu haben). Rund um die Clevo-Gaming-Barebones hat sich allerdings eine engagierte Community gebildet, denn obwohl man schon ein schnelles Pferd im Stall hat, will man als stahlharter Gamer sein Gerät wohlmöglich noch übertakten. Dafür gibt es einen inoffiziellen BIOS-Mod von einem User namens „Prema“ (www.premamod.com), mit dem ein Haufen Optionen im BIOS freigeschaltet wird, sowohl zum Übertakten als auch Untertakten (falls einem der Sinn nach weniger Lautstärke steht).

Bei Premas Mod wähnt man sich zwar kurzfristig im HaXX0r-Kindergarten (Passwortschutz auf dem RAR-Archiv – was soll dieser Unsinn?), dem Mann gebührt allerdings Anerkennung für seine Arbeit und vielleicht eine kleine Spende (schließlich handelt es sich um Donationware). Während des Flash-Vorgangs hat man die Wahl, entweder eine „Cool“- oder eine „Silent“-Firmware auf den Embedded Controller zu flashen. Mir ist nicht ganz klar, wie sich die Serien-Firmware des EC (Modelljahr 2014) zu den letztes Jahr von Schenker veranlassten Firmware-Änderungen für Geräte des Modelljahres 2013 verhalten. Ich bin jedenfalls schon der Meinung, dass die Silent-Firmware aus dem Prema-Mod eine Verbesserung gegenüber der modernsten Serien-Firmware darstellt und die Lüfterlautstärke im Normalbetrieb erträglich macht.

Gaming-Notebooks haben den Ruf, unerträglich laut zu sein. Mit dem Prema-Mod kann ich das für das G513 so nicht bestätigen. Es ist im Normalbetrieb subjektiv nicht lauter als mein altes Acer 7750, und wenn nichts los ist hat es auch Phasen, wo der Lüfter nicht läuft. Insgesamt läuft der Lüfter aber schon deutlich länger als im 7750. Die Komponenten gehen sehr an die Grenze dessen, was für ein Notebook vernünftig ist. Der i7 4710MQ ist mit 47 W TDP schon 12 W über der TDP meines alten i5 2450M, und die Grafikkarte R9 290X (dahinter steckt übrigens eine nur umgelabelte HD 8970M) ist mit 100 W TDP eigentlich eine ganze Klasse über meiner persönlichen „Comfort Zone“. Ich hätte auch eine Grafikkarte mit 50 W TDP genommen, wenn es so eine Option irgendwo gäbe.

Wer geringe Lüfterlaufzeiten anstrebt, muss das G513 mit dem standardmäßig von Windows vorgegebenen Energiesparplan „Ausbalanciert“ betreiben, damit die CPU-Kerne im Leerlauf häufig hübsch niedrig takten und tiefe C-States erreichen.

Gut ist die Idee, eine der USB-Buchsen als „Powered USB“ zu realisieren. Das kannte ich bisher noch nicht. Auf dieser Buchse ist auch dann Strom drauf, wenn das Notebook selber ausgeschaltet ist. So kann man daran sein Smartphone laden.

Damit man als Gamer, wenn man in irgendeinem verdunkelten Kellerloch sitzt, die Tasten noch findet, ist die Tastatur des G513 hinterleuchtet. Ein Windows-Tool von Clevo ermöglicht die Einstellung der Leuchtfarbe (und einiges mehr). Das Tool auf der dem Gerät beigelegten Treiber-CD war allerdings so alt, dass es häufig nicht ohne Absturz auf meinem Windows 7 lief. Spaßeshalber habe ich mal die aktuelle Version nachinstalliert, die sich als wesentlich stabiler herausstellte. Die Leucht-Tastatur ist für mich aber Spielkram.

Die VGA-Schnittstelle ist im Jahr 2014 endgültig out. Wer ans G513 einen externen Monitor anschließen will, hat die Wahl zwischen HDMI, DisplayPort und MiniDisplayPort. Gut, dass ich vom letzten Fahrpultprojekt noch eine Familienpackung Displayport-Adapter übrig behalten habe… So kann ich diese Überschuss-Hardware doch noch sinnvoll einsetzen.

Kommen wir jetzt mal zu Sachen, die nicht ganz so pralle sind. Die Soundkarte (Realtek ALC 892) verträgt bei meinem Gerät keinen Suspend-to-RAM im Zusammenspiel mit externen Stereo-Lautsprechern. Nach dem Aufwachen aus dem Standby-Modus wird kein Signal mehr auf die externen Lautsprecher ausgegeben, obwohl An- und Absteckvorgänge an den Buchsen noch erkannt werden. Die internen Lautsprecher und auch die externen Rear-Lautsprecher (die ich normalerweise nicht habe) funktionieren aber weiter. Bei Suspend-to-Disk tritt es nicht auf. Der Fehler überlebt sogar einen einfachen Neustart des Notebooks. Um das zu resetten, nachdem es aufgetreten ist, muss man das Notebook vollständig herunterfahren. Der Bug ist für mich von der Sorte „Ja wo samma denn hier?„. Suspend-Probleme hatte man im Jahr 2005, aber doch nicht im Jahr 2014 unter Windows 7… Möglicherweise bin ich allerdings der einzige mit so einem Problem und habe irgendwas falsch gemacht. Google findet zu dem Thema nur Beschwerden aus dem Umfeld von MacOS X, nicht aber aus der Windows-Welt. Ich werde mal mit Nexoc darüber sprechen. Mal gucken, ob die was wissen. Die Sache hat fast dazu geführt, dass ich das Gerät retourniert hätte, denn die Ursache für die plötzlichen Soundausfälle war nicht auf Anhieb dem Suspend zuzuordnen. Mein Workaround besteht aus einem benutzerdefinierten Energiesparplan, der im Netzbetrieb keinen Suspend vorsieht. Im Akkubetrieb ist das Problem egal, weil ich dann keine externen Lautsprecher dran habe.

Die Akkulaufzeit ist äußerst anständig. Irrsinnig ist bloß, dass dem Akku wohl ein Chip fehlt, mit dessen Hilfe Windows die geschätzte Restlaufzeit auch in Stunden und Minuten anzeigen kann. Die Akkuanzeige erfolgt also nur in Prozent.

Dann ist da noch die unsägliche Hybridgrafik-Lösung des Notebooks, die mich etwas aufregt. Sie besteht aus der stromsparenden Intel HD 4600 des Prozessors, und der schnellen Radeon R9 M290X, zwischen denen der ATI-Treiber im Betrieb nahtlos umschaltet. Ich habe mit sowas zum ersten Mal zu tun. Mein Acer 7750 hatte sowas nicht, die zusätzlich zur dortigen Radeon HD 7670M vorhandene Intel HD 3000 der CPU wurde von Acer nicht genutzt.
Soweit ich weiß, bekommt man heute keine der schnellen Radeons mehr ohne diese Umschalt-Lösung. Egal ob man Clevo, Toshiba oder Dell kauft. Wahrscheinlich bin ich ein alter Mann, der alle technischen Neuerungen scheiße findet, wenn ich sage, ich hätte es eigentlich gerne wie früher, ohne Umschaltung der Grafikkarten im laufenden Betrieb. Die Sache sorgt nämlich für diverse Merkwürdigkeiten und seltsame Betriebszustände. Es scheint zwar durchaus Möglichkeiten zu geben, als Programm gezielt die Radeon zu detektieren (BOINC hatte damit z.B. keine Probleme), viele Spiele sehen aber erstmal nur die Intel-Graka – und stellen sich dann „passend“ auf diese Karte ein. Zusi 3 zeigt in seinem Einstellungsmenü sogar ausschließlich immer die Intel an, auch wenn man ihn gezielt auf die Radeon legt (und er dann nachweislich tatsächlich auf der Radeon läuft). Sowas ist doch eine Einladung zu Trouble ohne Ende… Eine Messung der Radeon-GPU-Auslastung ist mit Procmon von Sysinternals soweit ich sehe nicht möglich. GPU-Z und der AMD System Monitor können das aber. Aber wenn man dann mal eine Messung für die Radeon ansetzt, erscheinen eigentlich immer und ständig 99 % als Wert. WTF???

Von dem merkwürdigen Soundproblem und der Hybridgrafik mal abgesehen, weiß das Gesamtpaket dieses Notebooks schon zu überzeugen. Die Lautstärke der Lüfter ist nicht unangenehm (ich hab allerdings auch wie beschrieben mit dem Prema-Mod dran rumgepatcht). Die Leistung ist über jeden Zweifel erhaben. Video-Encoding geht gegenüber dem Acer 7750 in knapp der Hälfte der Zeit. Das ist doch mal ne Ansage. Gut ist auch die Idee mit der SSD als Systemfestplatte und für die wichtigsten Daten. Das wird mir viel Zeit sparen.

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