Kettensägen-Massaker, die Zweite

Außerordentliche Generalversammlung der Forstbetriebsgemeinschaft. Die Gemeinde Bestwig hatte gelernt und das Rathaus rechtzeitig aufgesperrt. Kurzes Update der Lage: Mit der Deutschen Bahn ist beim Holztransport im Sauerland praktisch nicht zu rechnen. Man bekommt keine Wagen, und die Verladegleise sind wie erwartet abgebaut worden. Man wird jetzt Holz per LKW nach Dortmund und Hamm schaffen, wo es auf Schiffe verladen werden kann. Für die Anschubfinanzierung der Aufarbeitung macht die Volksbank Sauerland den Weg frei und räumt der FBG praktisch zum Selbstkostenpreis einen Kontokorrentkredit ein. Das ist die flexibelste Lösung, die man sich überhaupt ausdenken konnte. So muss die FBG kein Darlehen über einen utopisch hohen Betrag aufnehmen, sondern kann sich ganz nach Bedarf Geld borgen. Es gibt wohl wie man hört Waldbesitzer unter den Volksbankern. Die Frage an die FBG-Mitglieder „wollt ihr das alles wirklich?“ wurde somit zur Formfrage. Abgestimmt wurde nach alter Väter Sitte nicht demokratisch nach Köpfen, sondern nach Gutsherrenart. Pro 10 Hektar Wald hatte man eine Stimme. 266 „Stimmen“ waren heute Abend anwesend. Diese 266 Stimmen stimmten zu 100 % dafür, dass die FBG in die Eigenvermarktung von Holz einsteigt. Okay, wer dagegen gestimmt hätte, wäre wahrscheinlich zum nächstmöglichen Termin aus der FBG gekickt worden, mit allen negativen Konsequenzen, über die schon gesprochen worden war. 99,7 % waren dafür, dass der Kontokorrentkredit ermöglicht wird. Die eine Gegenstimme wollte aber selbstverständlich auch nur das Beste für die Gemeinschaft und hatte wahrscheinlich den alten Waldbauern-Großvater im Ohr, „Junge, mach Dich nicht zum Sklaven der Banken. Schulden sind schlecht!“ oder so. Im Vergleich zur Informationsveranstaltung von vor zwei Wochen, als einige Forstbesitzer noch derbe Dampf abgelassen haben, war es geradezu entspannend. Diesmal gab es sogar Freigetränke für alle.

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