Helden der Nachrichten

Ich habe mir heute mal längere Zeit die CNN-Coverage der scheinbar etwas unbeholfenen "disaster relief efforts" reingetan. CNN verkauft Nachrichten ja etwas anders als man das von den Fernsehsendern hierzulande gewohnt ist. Irgendwie hat man das Gefühl, dass sich die Jungs und Mädels selbst in der Stunde der Krise nicht so ganz ernstnehmen. Es hat etwas durchaus komödiantisches. Ich mag das. Da wäre zum Beispiel der Wirtschaftsjournalist, der völlig aus dem Häuschen live von der Ölpreis-Front berichtet ("die Preise steigen in diesem Moment schon wieder"). Der Experte für Disaster Management sieht selbst aus wie ein einziges Desaster. Da ist Ray Nagin, Bürgermeister von New Orleans, der kein Blatt vor den Mund nimmt und sich unbeliebt macht. George W. Bush, der eine Krisensitzung in der Air Force One abhält, während man sich draußen aufregt, dass man das schöne große Flugzeug doch für sinnvollere Sachen nutzen könnte. Der FEMA-Chef, der den ganzen Einsatz leitet, aber bislang keine Katastrophenerfahrung hat. Er hat seinen Job bekommen, weil er ein guter Republikaner ist. Der völlig überforderte Army-Pionier-General, der besser Sandsäcke füllen sollte anstatt Pressekonferenzen zu geben. Hugo Chavez, den man einfach mögen muss in seiner Rolle als böser Schurke. Und da ist die Anchorfrau von CNN Europe, Becky Anderson, bei der man sich fragt, wie sie eigentlich an ihren Job als Fernsehmoderatorin gekommen ist. Es ist eine Freude, zuzusehen, wie sie sich durch ihren Papierkram ackert, nebenbei das Programm moderiert und ständig abstruse Schnuten zieht, weil ihr Interviewpartner sie entweder nicht verstanden hat, irgendwas unerwartetes gesagt hat, oder sie einfach nur zufrieden ist, einen weiteren ihrer Fragenkataloge abgehakt zu haben und in die Tonne kloppen zu können. Mehr davon!

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Eine Antwort zu Helden der Nachrichten

  1. Micha sagt:

    Gut beobachtet!

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