Sportschießen für Vollprofis

Schon wieder einen neuen Nachbarn eingeweiht. Diesmal die Abfallvorbehandlungsanlage der Firma Rabe, ebenfalls hier in der Straße. Damit wird im Hochsauerlandkreis die "Technische Anleitung Siedlungsabfälle (TASi)" umgesetzt, die nächste Woche nach 12 Jahren Vorlaufzeit endgültig in Kraft tritt. Was genau in der TASi steht, wurde uns auf der Feierstunde von mehreren Rednern auseinandergesetzt. Prinzipiell geht es darum, keine unvorbehandelten Abfälle mehr auf die Deponie zu kippen, weil sie giftig sein könnten. Alle Beteiligten waren verständlicherweise mächtig stolz darauf, dass ihre Sortieranlage jetzt genau fristgerecht in Betrieb gehen kann. Auf der Veranstaltung anwesend waren Leute, die man natürlich immer schonmal kennenlernen wollte, zum Beispiel Vertreter der deutschen Abfallwirtschaft, Kreistagspolitiker, der Landrat und die eigenen Nachbarn. Bevor die Anlage also nächste Woche planmäßig anfängt zu stinken, wurde den Gästen für richtig teuer Geld ein Klasse Mittagessen und eine Führung durch die Anlage geboten. Der Kasten macht vereinfacht gesagt folgendes: Vorne kippt man Scheiße rein, und hinten kommt Metall, Ersatzbrennstoff und Scheiße raus. Den Ersatzbrennstoff verkauft man dann an Kraft- und Zementwerke. Herzstück der Anlage ist ein Gerät, das auf seinem Gebiet derzeit führend in Europa ist. Mit Hilfe von Infrarotstrahlung stellt ein Computer fest, was als Ersatzbrennstoff taugt und was Scheiße ist. Anschließend werden die als Ersatzbrennstoff identifizierten Teile mit Druckluft vom Förderband heruntergeschossen. Der Rest fällt in eine große Restmülltonne. Das ganze natürlich bei affenartiger Geschwindigkeit, schließlich will man ja 15 Tonnen Abfall pro Stunde durchschleusen. Wie man hört, soll die Trefferquote des Geräts hoch sein. Schon beeindruckend. Wir haben dann symbolisch den ersten LKW mit Ersatzbrennstoff beladen und auf die Reise geschickt. Netter Publicity-Stunt, denn effektiv war es eine Leerfahrt. Ein weiterer Clou der Anlage ist die Vermeidung von Gerüchen, die sich ja nunmal ergeben, wenn man mit Restmüll hantiert. Die ganze Abluft der Anlage wird durch einen Biofilter gedrückt, der nichts anderes ist als ein großes Mulchbett. Da drin sitzen Mikroorganismen, die die Kohlenstoffverbindungen (=Gerüche) auffressen. Wenn es gut läuft, ist alles was man riecht ein wenig Waldluft. Wenn nicht, gibts eine Beschwerde ("Jungs, ihr stinkt zum Himmel, ihr müsst da mal irgendwas dran tun…").

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