Wenn man einen Hammer hat, die Zweite

Der letzte Irakkrieg wurde wie wir wissen gar nicht wegen Öl, Terroristen oder so vom Zaun gebrochen, sondern wegen den Weapons of Mass Destruction. Gut, nachher fanden sich im ganzen Land keine, aber was wäre eigentlich gewesen, wenn…? Dieser Frage geht der Film "Manticore" nach, eine US-amerikanische TV-Produktion von letztem Jahr.

Irgendwo in den irakischen Bergen organisiert sich eine Gruppe religiöser Spinner ein altes Amulett und belebt damit den "Manticore" wieder, ein unglaublich hässliches Vieh, bei dem es sich um eine alte Weapon of Mass Destruction der Babylonier handelt. Der Manticore fängt dann auch gleich an, fröhlich wahllos Menschen in einem Dorf ganz in der Nähe zu töten. Durch eine Fügung nicht ganz zufälliger Umstände hat sich just zu dieser Zeit die amerikanische Reporterin Ashley Pierce, gespielt von Chase Masterson (ehemals Star Trek DS9), in das Dörfchen verirrt. Ein Trupp US-Soldaten unter Führung von Robert Beltran (ebenfalls Star Trek, aber Voyager) wird hinterhergeschickt, um die Frau und ihren Kameramann da rauszuholen. Und dann beginnt das Spiel "10 kleine Negerlein"…

Chase Masterson, aka Christianne Carafano, ist übrigens die Schauspielerin, die vor Jahren durch Aktionen eines Menschen an einem Computer in Berlin (Deutschland) in einen Rechtsstreit um Persönlichkeitsrechte und Ãœberwachungspflichten mit dem Internetdienst Matchmaker.com hineinmanövriert wurde. Matchmaker ist in den USA sowas wie Parship in Deutschland, und besagte Person in Berlin hatte ein Profil mit Promo-Bildchen von Carafano eingestellt. Der Erfolg war wie man hört durchaus heftig. So heftig, dass sie sich für Monate nicht mehr nach Hause traute, weil dort ständig irgendwelche lüsternen Kerle anklingelten. Also los, komm raus, wer war es?

Der Film ist natürlich Low Budget, und, machen wir uns nichts vor, in der Umsetzung grottig schlecht. Gott weiß, wo der Requisiteur den eindeutig sowjetischen Schützenpanzer aufgetrieben hat, mit dem unsere amerikanischen GIs durch den Film cruisen. Wahrscheinlich war noch nichtmal Geld für ein Exemplar der "Gelben Seiten" übrig, denn ganz eindeutig hätten sie jemanden fragen sollen, der sich auskennt… Zum Beispiel mit Effekten. Der Streifen ist auf CGI angewiesen, und diese Computer-Bilder sind regelrecht amateurhaft (vielleicht mit Ausnahme des Manticores selbst, aber selbst ihm sieht man noch an, dass er aus dem Computer kommt). Nichtmal für vernünftige Flugphysik beim Helikopter hat es gereicht. Fans des Genres werden die Szenen, in denen Blut fließt, wahrscheinlich als "langweilig" empfinden.

Immerhin – die "Botschaften" des Films wissen mir zu gefallen. Zunächst mal kommt die überdrehte und verantwortungslose Sensationsreporterin nicht gut weg. Ashley Pierce hat das Privileg, einen grausamen, aber vermutlich gerechten Tod zu sterben, indem das Monster seinen Mageninhalt über ihr entleert. Ich muss sagen, ich kann den Manticore verstehen. Bei so heftigem Sodbrennen würde ich möglicherweise auch wahllos Menschen morden…

Die scheinbar wirklich schwierigen Dinge im Leben sind oft ganz einfach. Zum Beispiel ein unsterbliches Monster töten. In "Manticore" machen sie das mit einem Spiegel und einem Hammer. Ich mag solche pragmatischen Lösungen. Und wieder einmal zeigt sich, wie sinnvoll ein gut ausgestatteter Werkzeugkasten im Haus ist…

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