Klasse geht unter

Mein Arbeitsrechts-Prof hat eine wirklich gute Nachricht: Jawohl, auch in unserem neuen Bachelor-Studiengang gibt es eine handvoll High-Performer, die nach dem ersten Semester einen Schnitt mit Eins vor dem Komma vorweisen können. Dabei handelt es sich fast durchweg um "hochbelastete" Menschen, die sich allen Prüfungen gestellt haben, die sie buchen konnten. Man glaubt es gar nicht, wenn man sich mal unsere Vorlesungen anschaut, aber diese Menschen müssen irgendwo dazwischensitzen. Mehr Sein als Schein. Ist ja nicht die schlechteste Herangehensweise…

Umgekehrt ist es außerdem so, dass die Leute, die zu einigen Prüfungen gar nicht erst angetreten waren, dann häufig in den Fächern, in denen sie schreiben, auch noch unterdurchschnittliche Leistungen bringen. Ich sage da besser weiter nichts zu… Jeder Teilnehmer sollte sich darüber klar sein, dass in unserem Studiengang Führungskräfte ausgebildet werden. Waschlappen sind hier fehl am Platz. Oder auf Deutsch: "It's a competition, baby!"

Was unseren Prof umtrieb war die Erkenntnis, dass die Vorkenntnisse, die die Studis aus der Wirtschaftsrechts-Vorlesung im ersten Semester mitbringen müssten, na sagen wir mal "eher durchwachsen" waren. Das mag zum Teil daran liegen, dass es irrsinnigerweise für Arbeitsrecht keine Eingangsvoraussetzung gibt. Im Extremfall kann man Arbeitsrecht hören und sogar die Klausur schreiben, ohne auch nur eine Spur Wirtschaftsprivatrecht und juristische Denke und Arbeitsweise verstanden zu haben, was sämtlich im 1. Semester gelehrt wurde.

Und weil das alles so ist, hat sich unser Prof folgendes überlegt: Jeder, der am Ende des Sommersemesters einen Notenschnitt über alle Fächer von mindestens 2,2 vorweisen kann, bekommt vom Prof ein Jahresabo der Zeitschrift "Arbeit und Arbeitsrecht" bezahlt. Hut ab vor solchem Engagement.

Okay, einen ganz bösen Gedanken habe ich noch: Eine Zeitschrift zum Arbeitsrecht ist für unser Studium nicht wirklich nützlich, weil es den Schwerpunkt "Arbeitsrechtsmanagement" in unserem Studiengang schlichtweg nicht mehr gibt. Die Diplomer hatten sowas noch. Unser Prof legt daher auch allen Leuten nahe, die sich für Arbeitsrecht interessieren, vielleicht mit den Füßen abzustimmen. Da draußen gibt es viele FHs, und einige davon bieten den in Dortmund gestrichenen Schwerpunkt an…

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