Heute Abend hatte der Uni-AStA mal wieder ins Kellerloch UH300 geladen, um subversive Filme vorzuführen. Auf dem Programm stand "Kick it like Frankreich – Der Aufstand der Studenten". Es handelt sich um eine Dokumentation über die Studentenproteste in Hessen letztes Jahr, bevor die dortige Landesregierung auch dort Studiengebühren einführte. Die Zeit für Demos, die auch was bewegen, schien günstig: Zum einen stand die Fußball-WM ins Haus, zum anderen hatten kurz zuvor Studenten in Frankreich im Wege des Generalstreiks erfolgreich eine Lockerung des Kündigungsschutzes für Berufseinsteiger verhindert. Feuchter Traum der hessischen Studenten war daher, auch in Deutschland so etwas wie "französische Verhältnisse" zu schaffen, eine breite gesellschaftliche Solidarität gegen Studiengebühren. Besonders die Studis der Uni Frankfurt taten sich mit kreativen und durchaus heftigen Protesten hervor. Da wurden Autobahnen besetzt, der Hauptbahnhof gestürmt, und aus einem Lieferwagen ohne Fenster quoll plötzlich eine Art studentisches Kommando, welches das Gebäude der Landespressekonferenz (oder war es das Bildungsministerium?) stürmte, um dort eine Pressekonferenz abzuhalten. Und natürlich immer wieder "Auf die Straße!", mal geplant, mal ganz spontan.
Natürlich ließ sich die Polizei in dieser Lage auch nicht lumpen. Polizeikessel, Schlagstockeinsatz, Erstürmung eines Studentencafes, Festnahmen. Wer schon immer Katz und Maus mit der Polizei spielen wollte, hatte in Frankfurt reichlich Gelegenheit dazu. Genutzt hat es am Ende wenig. Die Proteste zogen sich ja auch über Monate hin. Studis zu mobilisieren ist ohnehin schon schwer, noch schwerer wird es, wenn über Wochen ständig irgendwo demonstriert werden soll. Zum Schluss half nicht einmal mehr die Verbrüderung mit anderen Protestgruppen gegen Sozialabbau, zum Beispiel von den Gewerkschaften. Ein paar einsame Studenten halten vor dem Wiesbadener Landtag Mahnwache, als drinnen das Studiengebühren-Gesetz beschlossen wird.
Wer dabei war, wird sich an den Sommer 2006 in Hessen sicher als "geile Zeit" erinnern. "Kick it like Frankreich" ist so ein Film, den man später mal seinen Enkeln vorführen kann – "schaut her, so ging die Party ab, als für einige Tage im Jahr 2006 die Straßen in Frankfurt uns gehörten".