Überrest des Kalten Krieges

Ich plädiere ja sehr dafür, dass man mit offenen Augen durch die Welt gehen sollte. Hinter ganz unscheinbaren Dingen verbergen sich oft interessante Geschichten. So zum Beispiel an einem Stück der Autobahn A44 zwischen Büren und Geseke. In einer leichten Steigung verläuft die Strecke hier fast 3 km schnurgerade, der Mittelstreifen ist durchbetoniert, also nicht wie üblich bepflanzt. An beiden Enden dieses Abschnitts liegt je ein sehr großer Parkplatz. Klingt nicht sehr aufregend? Es fällt leicht, an dieser Stelle gedankenlos aufs Gas zu drücken.

Das merkwürdige Stück Autobahn ist bzw. war ein sogenannter „Autobahn-Notlandeplatz“. Wäre zu Zeiten der deutschen Teilung wirklich der große vaterländische Krieg ausgebrochen, dann wären auf diesem Stück Autobahn Kampf- und Transportflugzeuge gestartet und gelandet. Die Verteidigung Westdeutschlands erforderte luftwaffenmäßig ernsthaftere Anstrengungen als die paar Staffeln, die auf regulären Fliegerhorsten stationiert waren. Im Kriegsfall hätte man zusätzliche Flugzeuge aus den USA überführt, und schon bald wären die vorhandenen Militärflughäfen restlos überfüllt gewesen. Außerdem musste damit gerechnet werden, dass der böse Feind Flugplätze bombardiert.

Innerhalb von 24 Stunden konnte aus der Autobahn ein Flugplatz werden. Dazu wurden die Leitplanken entfernt und eine provisorische Flugplatz-Ausrüstung installiert, die in der Nähe bevorratet wurde (Beleuchtung, Navigationshilfen, Radar und ein mobiler Kontrollturm). Die Parkplätze dienten dann als Abstellfläche für die Flugzeuge. Der Autobahnverkehr wurde weiträumig um den Flugplatz herumgeführt.

Die meisten dieser Notlandeplätze sind inzwischen zurückgebaut worden. Einige werden aber nach wie vor unterhalten, so zum Beispiel der NLP in der Nähe der Firma Heckler & Koch, dem Produzenten verschiedener Handwaffen für die Bundeswehr.

Wikipedia hat einen Artikel und Fotos unter anderem auch vom NLP bei Geseke.

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