Über den Dienstweg

Am Ende des Sommersemesters hatte uns die Hochschule erstmals mit einem neuen Verfahren zur Klausureinsicht beglückt. Gegenüber früher ist alles nicht mehr so bequem, und vor allem zeitaufwändig geworden. Früher war die Sache einfach: Zu einem festgelegten Termin machten die Damen vom Studienbüro Überstunden und händigten einem gegen Vorlage des Ausweises in einem Raum die Klausuren aus, die man sehen wollte. Theoretisch durfte man immer nur eine Klausur in Empfang nehmen, also nicht alle auf einmal, und auch die Anzahl der Personen im Raum war begrenzt. In der Praxis war die Hochschule aber nicht willens oder in der Lage, auch Aufsichtspersonal zu stellen, so dass folgendes passierte: Die Studenten schmierten beim Einsichtstermin munter in den Klausuren rum und machten dann einen Termin mit dem Dozenten aus, wo sie dann auf den Tisch klopften nach dem Motto „ich bin falsch benotet worden“.

Um diese Manipulation zu verhindern erfolgt die Klausureinsicht nun unter den Augen des Dozenten. Es gibt aber keinen zentralen Termin mehr, sondern die Terminierung liegt auch beim Dozenten. Wenn der Professor keinen Termin vorgibt, führt dies zu immensem e-Mail-Verkehr zwischen Profs und Studenten. Einige Profs kamen nun auf die – ich kann es nicht anders sagen – verwirrte Idee, den Einsichtstermin mitten in die Semesterferien zu legen. Das ist sehr studentenfreundlich, weil Studenten, wie man vielleicht weiß, in den Ferien häufig mit Arbeit oder Praktika beschäftigt sind. Um der Aktion die Krone aufzusetzen, wurde der Termin – es gab nur den einen – lediglich zusammen mit dem schriftlichen Notenaushang in einem Schaukasten im dritten Stock veröffentlicht. Uncool. Wir kriegen nun schon seit Jahren die Noten per Internet mitgeteilt. Niemand steigt in den 3. Stock, um zu gucken, ob der Prof bei den Notenaushängen vielleicht irgendwelche Geheimbotschaften mitzuteilen hat.

Dank meiner glänzenden kommunikativen Fähigkeiten und wohl auch weil ich es gewagt hatte, die heilige Terminplanung in ihrer Sinnhaftigkeit anzuzweifeln hatte ich vom Prof in dieser Sache bereits eine Sprengung abgefangen. Sachlicher Kritik war man nicht zugänglich. Machts nichts. Ich kann sowas aushalten. Wenn es informell nicht geht, dann geht es eben per Dienstanweisung. Ich habe das Problem heute beim Jour Fix vorgetragen, und die Bedürfnisse der Studenten werden jetzt über das Dekanat durchgedrückt. Man fragt sich bloß: „Warum nicht gleich so?“.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.