Die Todesautomatik

Gestern, 20:15, lief im ZDF "Die Todesautomatik", ein biografischer Spielfilm zur Person Michael Gartenschläger. Michael Gartenschläger, politischer Häftling in der DDR, von der Bundesrepublik freigekauft, später als Fluchthelfer aktiv, demontierte 1976 an der innerdeutschen Grenze zwei Splitterminen SM-70 ("Selbstschussanlagen") und präsentierte diese völkerrechtlich geächteten, angeblich nicht existierenden Waffen der westdeutschen Öffentlichkeit. Dies machte ihn zeitweilig zu so etwas wie dem Staatsfeind Nr. 1 der DDR. Bei einem weiteren Demontageversuch wurde er von einer Stasi-Einsatzkompanie erschossen.

"Die Todesautomatik" ist quasi die Verfilmung des gleichnamigen Buches von Lothar Lienicke und Franz Bludau. Die Handlung ist allerdings leicht fiktionalisiert. In einem Film über Gartenschläger habe ich natürlich gesteigertes Interesse an Gartenschläger himself. Die Hauptpersonen tragen allerdings nicht ihre richtigen Namen, sondern heißen hier anders. Aus Michael Gartenschläger wurde "Manfred Brettschneider". Als Stilmittel konzentriert sich der Film auch nicht auf die Person Brettschneider selbst, stattdessen folgt die Kamera seinem Freund "Lutz Lehnart" (der wohl den Lothar Lienicke verkörpern soll). Den ganzen Film über habe ich gerätselt, wer denn jetzt wohl wer ist, und wirklich sicher war ich erst in der Schlußszene, als Brettschneider von Kugeln getroffen zusammenbricht.

Durch die Konzentration auf den ewig bremsenden, ängstlichen und dahinbaselnden Lehnart verspielt der Film meiner Meinung nach einige Möglichkeiten. Die Person Gartenschläger kann man nämlich durchaus kontrovers sehen. Es wird im Film kurz angedeutet: In jener Nacht war der Demontagetrupp bewaffnet, und zwar nicht nur mit einem Revolver. Während Gartenschlägers kurzer Zeit in Westdeutschland musste die Staatsanwaltschaft zweimal wegen illegalem Waffenbesitz tätig werden. Bis heute umstritten ist auch, was vor und nach Gartenschlägers Aktionen an Geld geflossen ist. Der Film wertet nicht, er beobachtet nur, mit einer gewissen Tendenz zur Heldenverklärung.

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