Auf der Suche nach dem Endverzweiger

Anruf einer Mieterin: Bei ihr wäre ein Techniker einer Telefongesellschaft. Der finde den Hausanschlusspunkt nicht. Ich habe zwar auch keine Ahnung, fahre aber mal raus zu dem Haus um zu helfen wo ich kann. Ich treffe die gestresste Mieterin und einen ebenso gestressten Techniker von Vodafone an. Er hat eine Vorgabezeit von 15 Minuten für das Schalten eines Anschlusses, hat jetzt schon 25 Minuten vertrödelt und müsste eigentlich weiter nach Kallenhardt. Wir finden zwar Telefonkabel, diese laufen scheinbar in Richtung der Eisdiele im Souterrain, aber den gesuchten Endverzweiger finden wir nicht. Die Eisdiele hat unglücklicherweise auch noch geschlossen. Wir müssen den Vodafone-Techniker wieder wegschicken, was für die arme Mieterin wohl weitere zwei Wochen Wartezeit und einen (kostenpflichtigen?) neuen Einsatz des Vodafone-Service bedeutet.

Wieder zu Hause rufe ich als erstes den Eisdielenbesitzer an. Der schwört Stein und Bein, dass die Monopoldose nicht in seinem Eiscafe liegt. Außerdem hätte er vor drei Jahren vergeblich nach dem EVz gesucht und sein Bauvorhaben wieder abgeblasen, als er ihn nicht fand.

Da ich schon in etwa weiß, wie die Telekom arbeitet, weiß ich auch, wie ich mir jetzt helfen kann: Bis zum EVz sind die Telefonleitungen von der Telekom kartografiert. Zuständig ist das Bauherrenbüro am Standort Meschede. Ich gehe zum T-Punkt und lasse mir die Telefonnummer geben. Aber keiner geht ran. Ich probiere die Nummer der Zentrale am Fernmeldeamt Meschede. Zu meiner Überraschung lande ich in einem Callcenter in Sachsen-Anhalt. Wieso zur Hölle läuft die Hauptdurchwahl der Telekom in Meschede in Sachsen-Anhalt auf? Dort kann man mir nicht weiterhelfen. Früher konnte man bei der Telekom-Hotline anrufen und einen DSL-Anschluss bestellen, und die Mitarbeiterin am anderen Ende wusste sogar, wo ich wohne. Das funktionierte nur, weil Anrufe aus Meschede auch in Meschede aufschlugen.

Auf gut Glück besuche ich das Telekom-Hauptquartier an der Feldstraße, und will mal hören, ob das Bauherrenbüro tatsächlich dort sitzt und wann die Jungs mal ans Telefon gehen. Der Mann am Empfang ist sehr freundlich und weiß auch gleich, wer zuständig für mein Problem ist. Nach Klärung einiger amüsanter Fragen ("geht es um einen Neubau?") druckt man mir den Lageplan aus, der meinen EVz verzeichnet.
Das altehrwürdige Fernmeldeamt Meschede hat seine glanzvollen Zeiten wohl hinter sich. Der überwiegende Teil des Gebäudes wird heute noch als Callcenter genutzt. Gerade letztens hat man noch einmal verhindern können, dass der Standort komplett dichtgemacht wird. Die spannendsten Abteilungen sind aber wohl inzwischen an andere Standorte verlagert worden, insbesondere nach Dortmund. Noch im Jahr 2003 kam Meschede in die Schlagzeilen, als www.telekom.de mehrere Stunden offline war, weil in Meschede ein Router ausgefallen war.

Rein optisch müsste der EVz tatsächlich im Eiscafe liegen. So ein Plan sagt aber wenig darüber aus, in welchem Stockwerk der Anschluss liegt. Am Ende findet er sich in einem "Keller" der Zahnarztpraxis über dem Eiscafe. Er sieht sehr alt aus – und sehr groß. Ich habe noch nie einen so großen Endverzweiger gesehen. Das muss daran liegen, dass vor vielen Jahren mal eine Sparkasse in dem Gebäude ansässig war, die bestimmt viele Telefonanschlüsse hatte. Die Variante, den EVz mitten ins Gebäude zu pflanzen, ist heute unüblich. Um sich teure Suchaktionen zu ersparen, wie sie meine Mieterin erlebt hat, baut man den EVz heute im allgemeinen an die Außenwand des Hauses.

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Eine Antwort zu Auf der Suche nach dem Endverzweiger

  1. sodomedia sagt:

    du erlebst ja richtig was

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