Enste wird verglast

Die Deutsche Telekom hat letztens eine Informationsveranstaltung für die Firmenkunden im Gewerbegebiet Enste zum Thema weiterer Breitbandausbau abgehalten. Letzter Stand der Dinge war ja bis jetzt, dass die Glasfaser bis an den Rand des Gewerbegebiets bis zum Kreisverkehr Enster Straße/Schlahbruch geführt war, wo dann eine Ericsson EDA312 auf Kupfer-DSL umsetzte. Die EDA selbst erwies sich später als technologische Sackgasse, die insbesondere dem Vertrieb Kopfschmerzen machte. Man konnte kein IP-TV verkaufen, und die Anschlüsse am Outdoor ließen sich aus unerfindlichen Gründen nur schlecht ins normale Bestellsystem der Telekom integrieren. Immerhin war die EDA aber für DSL 15.000 auf einer 600-Meter-Leitung gut. Für das neue Gewerbegebiet nördlich der Autobahn musste man sich aber dennoch mal Gedanken machen, wo es hin gehen sollte. Für die dortigen neuen Betriebe wären es nochmal gut 800 Meter Kupferkabel mehr geworden. Wenn es darum geht, Kommunen über den Tisch zu ziehen, sind die Telekomiker in den letzten Jahren recht gut geworden. Mit der Stadt Meschede hat man ein Jointventure gegründet, das jetzt das Vergraben von 1500 Meter mehr Glasfaser, den Überbau eines Kabelverzweigers und der alten EDA, und den Bau eines neuen Outdoor-Multiplexers im neuen Gewerbegebiet bezahlt. Auf dieser Infrastruktur soll dann VDSL gefahren werden. In einer zweiten Baustufe will man dann auch noch Enste-Dorf mit VDSL erschließen – dies war ein maßgebliches Bedürfnis unseres Bürgermeisters.

Wenig überraschend verlaufen die Hauptkabel in Enste entlang der Hauptverkehrsstraße. Dass sich daraus schon fast zwangsläufig die Standorte der Outdoor-Multiplexer ergeben, war der Kundschaft jetzt nur so halb zu vermitteln. Unglücklicherweise scheinen u.a. auf’m Brinke irgendwelche Dienstleister mit echt komischen Internet-Bedürfnissen zu sitzen. Das sind 600 Meter Kupfer, und damit wird es nichts mit VDSL 50. Diesen Leuten konnte man erstmal nur die Hoffnung machen, dass wir in wenigen Jahren sowieso alle Fiber-to-the-Home haben, und die Glasfaser entlang der Hauptstraße dafür ja ein wichtiger erster Schritt ist. Der Telekomiker kam für mich so rüber, als ob die Kapazität der Faser neben VDSL noch für 72 FTTH-Anschlüsse reichen würde. Wahrscheinlich meinte er aber eher, dass in die 3 Outdoors zusammen erstmal 72 VDSL-Ports gebaut werden.

Und so kam es, dass in Enste heuer alle glücklich und zufrieden sind. Die Telekom, weil sie für wenig Geld Infrastruktur bekommt, die sie wie ihre eigene nutzen kann. Die Kunden, weil sie schnelles Internet bekommen. Und der Bürgermeister, weil er das Gefühl haben darf, für den Wirtschaftsstandort Meschede und seine Wähler etwas wichtiges erreicht zu haben.

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