Der Netto-Netto-Preis

Was ist eigentlich ein Netto-Netto-Preis? Nein, nicht der Netto-Preis, der Netto-Netto-Preis. Muss man das als kleiner provinzieller Kaufmann überhaupt wissen? Oder anders gefragt, wie konnte die Firma Meschede 150 Jahre überleben, ohne dass jemand über den Netto-Netto-Preis Bescheid wusste? Nach allem was man hört wurde dieser Preis erfunden, um bei Preisverhandlungen den modernen Realitäten im Handel besser ins Auge sehen zu können. Heute ist es durchaus üblich, dass ein Händler irgendeine Sorte Fleischwaren für 9,99 Euro das Kilo verkauft, bei 10,20 Euro Einkaufspreis. Man sollte meinen, dass unser Händler bei jedem Kilo mindestens 20 Cent Verlust macht. Denkste! Denn bevor ich als Lieferant an den Händler liefern kann, muss ich erstmal einen vierstelligen Eurobetrag auf den Tisch des Chefeinkäufers legen. Der Fachmann spricht von Konditionskosten und nennt sie wahlweise Werbungskostenzuschuss, Neuflächen-Vergütung, Rückvergütung, Jahressteigerungsbonus oder wie auch immer. Mit diesem Geld wird der Einkaufspreis künstlich so gedrückt, dass unser Händler selbst bei 9,99 Euro noch Gewinn macht, obwohl er mir 10,20 Euro bezahlt. So funktioniert heute der Einzelhandel. Um bei Konditionsverhandlungen nicht seine Seele zu verkaufen, kann es sinnvoll sein, sich den Netto-Preis nach Abzug der anteiligen Konditionskosten zu errechnen, um zu sehen, wo man effektiv landet. Das ist der Netto-Netto-Preis. Natürlich müssen wir schon seit Jahren heftig um Konditionen feilschen. Wir hatten bis jetzt nur keinen vornehmen Begriff für den Preis, der hinten rauskommt. Wieder was gelernt…

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