Bochum war eine Erleuchtung. Eine Uni mit echtem 60er-Jahre-Flair, riesig groß und völlig überlaufen. Die Waschbetonplatten auf dem Weg zum Audimax sind bestimmt nur deshalb ausgelegt worden, damit auswärtige Besucher lautstark angekündigt werden. Die Platten liegen nämlich nicht auf Kies und klappern, wenn man an einem Ende drauftritt. Ich wette, dass man nach dem ersten Semester keine Geräusche mehr verursacht, weil man dann weiß, welche Platten locker sind… Am Eingang vom Audimax wurde an die Schüler eine Art Survival-Kit im praktischen Umhängebeutel verteilt, komplett mit Reis, Wasser, Dip, Werbung und Kochbuch. Was man halt so braucht an einer Universität… Allein schon für den Beutel hat sich die Tour nach Bochum gelohnt. Im Audimax wurde uns zunächst Bauchtanz und dann ein Rektor geboten, der offensichtlich keine Ahnung hatte, wie laut er trotz Mikrofon im Publikum ankam. Er nuschelte also seine kaum hörbare Ansprache herunter, und danach teilte sich die Schülerschaft vor dem Audimax auf die Fakultäten auf. Dort sollten studentische Hilfskräfte mit entsprechenden Schildern stehen. Nicht dass auch nur ein Depp von der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften dort gestanden hätte. Deshalb musste ich den Weg zum Hörsaal GC 40 ganz ohne Netz und doppelten Boden selber finden. Klasse gemacht! In diesem Hörsaal erzählte die Dekanin den Leuten, was ich eh‘ schon wusste, nämlich wie ein Wirtschaftsstudium abläuft. Das Mensa-Essen war übrigens recht gut, jedenfalls habe ich alles bei mir behalten. Später habe ich dann spaßeshalber eine Studienberatung in Sachen Marketing mitgemacht. Die Marketing-Menschen in Bochum sind ein vor zwei Jahren ausquartierter ehemaliger Lehrstuhl der Uni Paderborn. Die Beratung war ganz nett gemacht, informativ und sogar unterhaltsam. Die Diplom-Kauffrau Herter bemühte sich nach Kräften, die teilweise etwas blöden Fragen der anwesenden Marketing-Interessenten zu beantworten. Dafür ein Lob. Der EDV-Mann im Bereich Wirtschaftsinformatik war nicht auffindbar, daher habe ich mir anschließend einen Weg zu den Slavisten gesucht und ein Probeseminar "Polnisch in 20 Minuten" in 30 Minuten absolviert. Polnisch scheint gar nicht so schwer zu sein… Weil die Tante 10 Minuten überzogen hatte, war die Probevorlesung Geschichte "Afroamerikaner und die amerikanische Revolution" bereits in vollem Gange, so dass ich dort nicht mehr reinschneien wollte. Ich habe mir sagen lassen, dass der Bochum-Ausflug einigen Leuten richtig was gebracht hat, anderen weniger, und ich kann nur mit den Schultern zucken und vielleicht aus dem Faust zitieren. Ich bin so klug als wie zuvor…
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