Der Sammler an sich

Ein Wochenende ganz im Zeichen der Postkarte. In Arnsberg ging heute die 10. Sauerländer Ansichtskarten-Börse über die Bühne. Ich glaube ich habe es schonmal gesagt, aber der Sinn solcher Veranstaltungen ist es, die Sammler alter Ansichtskarten mit Händlern und anderen Ansichtskartensammlern zusammenzubringen. Die Organisation lief diesmal überwiegend nach Schema F. Wir sind schließlich Vollprofis und machen das jetzt schon zum 10. Mal. Und doch gab es auch diesmal Ãœberraschungen. Bei den neun Börsen vorher hat es zum Beispiel nie Probleme mit den Tischen gegeben. Insbesondere waren immer mindestens 80 Stück in der Halle vorhanden. Für heute waren wir völlig ausgebucht. Da kommt es aus verständlichen Gründen gar nicht gut, wenn der Schützenverein jetzt plötzlich 20 Tische an extern verliehen hat. Wir kamen am Freitag echt in Wallungen. Bis Sonntag 20 Tische von woanders her organisieren? Es stellte sich heraus, dass die Schützenhalle durchaus noch Reserven hatte, die aber in den vergangenen 10 Jahren nie jemand benutzt hat. Das hat uns für heute den Hintern gerettet. Zuerst hatten wir Bedenken, weil die Reservetische andere Abmessungen haben. Aber man nimmt halt, was man kriegen kann. Und außerdem: 5 Tische mit 1,2 x 0,8 Meter sind praktischerweise flächenmäßig genausoviel wie 4 Tische mit 2,0 x 0,6 Meter. Es lebe die Mathematik…

10. Sauerländer Ansichtskarten-Börse, 10.7.2005, Arnsberg, Berbketalhalle.

Die Lebensform "Ansichtskartensammler" gibt es in den verschiedensten Erscheinungsformen. Da sind durchaus normale Menschen drunter, die mit beiden Beinen im Leben stehen und nebenbei halt Postkarten sammeln. Aber man trifft auch die verschiedensten seltsamen Käuze. Einige kriegen es anscheinend ums Verrecken nicht hin, sich irgendwie "normal" zu kleiden und zu frisieren. Andere nehmen die Sache irgendwie zu ernst. Für eine Ansichtskarte, die sie noch nicht haben, geben diese Menschen aberwitzige Geldbeträge aus, von denen unsereins ein halbes Notebook kaufen könnte, und sie flippen völlig aus, wenn man ihnen eine Karte unter die Nase hält, die man ihnen gerade weggeschnappt hat.

Dann gibt es noch die berühmte Oma mit dem Postkartenalbum. Auch heute zweimal vertreten gewesen. Das sind Menschen, die in der Zeitung von der Börse gelesen haben und sich nun ihr altes Postkartenalbum unter den Arm klemmen und die Börse zu besuchen, "um mal zu fragen, was die Sachen denn wert sind". Die eine Hälfte dieser Omas erlebt eine ziemliche Enttäuschung, weil das Album halt voller Urlaubsimpressionen ist. Häufigkeitsmotive. Sammelt kein Mensch. Daher Wert gegen Null. Die andere Hälfte hat ein Album mit wirklich wertvollen Karten aus der Kaiserzeit, mit Straßen, Bahnhöfen oder ähnlichen Gebäuden (natürlich hier aus der Gegend) und wundert sich, warum ihr plötzlich wildgewordene Sammler wahnsinnige Geldbeträge für den "alten Plunder" bieten. Man kann es natürlich auch so machen wie die eine Oma heute. Sie hat ihr Album gleich an den erstbesten verkauft, ohne mal den Marktwert genau zu erfragen. Sie freute sich über 50 Euro, und der Sammler freute sich, weil er die Oma übers Ohr gehauen hat und den Krempel jetzt mit ein paar Hundert Prozent Gewinn weiterverscherbeln kann.

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