Kein Bund fürs Leben

„Kein Bund fürs Leben“ ist eine gerade im Kino gestartete Komödie rund um die Bundeswehr. Logisch, dass ich diesen Film sehen muss. Meine Hoffnung war, mal wieder für 2 Stunden den „Mensch, das waren noch Zeiten“-Nerv anzusprechen. Gut dass ich in Dortmund studiere, und Cinestar dort 14 Kinosäle am Start hat, denn in Meschede zeigt man lieber Filme, die garantiert Geld einbringen.

Cinestar hatte optimistischerweise den größten Kinosaal für den Streifen reserviert. Wir waren dann knapp 30 Leute schätze ich. An dieser Stelle mal ein derber Rüffel für Cinestar: Andere Filme waren besser besucht, und vor der Vorstellung standen die Leute bis zur Tür raus vor der Theke. In dieser Situation nur eine einzige Servicekraft zum Verkauf von Getränken und Popcorn einzusetzen, ist unschön.
Der Vorspann wies irgendwie schon auf das Drama hin, das nun folgen sollte: Diverse Filmförderungsgesellschaften und sogar ein Medienfonds mussten zusammenlegen, damit dieser Film gedreht werden konnte. Ich wage die Prognose, dass der Fonds mit „Kein Bund fürs Leben“ keine Rendite einfahren wird.

Die Story ist fix erzählt: Wegen eines Weibs erreicht der KDV-Antrag des späteren Rekruten Lämmle die Truppe nicht, so dass er gegen seinen Willen von den Feldjägern zum Wehrdienst geschleift wird. Der nachträgliche KDV braucht 8 Wochen zur Bearbeitung, und diese Zeit muss Lämmle bei der Truppe verbringen. Seine Stubenkameraden sind genau der richtige Mix aus Loosern, Dealern, Psychopathen und einem Quotentürken, um die Story gut in Gang zu bringen. Die Stube meldet sich kollektiv freiwillig für eine Art Vergleichswettkampf mit Rekruten der US Army. Lämmles Kommandeur setzt dabei seinen Panzer als Wetteinsatz, und drillt die Kameraden daher persönlich. Soweit kein Problem, wenn die Rekruten nicht ebenso unfähig wie aufsässig wären. Im großen Finale muss die Gruppe ihre gesamte Kriegslist zusammennehmen und Lämmle darf seine neu gefundene Liebe, eine Sanitäts-Uffz, aus den Händen der „bösen“ Geiselnehmer von der US Army befreien.

Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren: Der nachvertonte Trailer war im Zusammenschnitt witziger als der Film. Die Webseite www.bund.film.de ist auch ganz prima gemacht. Aber: Als Gedienter fällt mir natürlich jede Nachlässigkeit im Film sofort unangenehm auf. Bei der beliebten Übung „Durchzählen!“ ereifert man sich über einen Autisten, der einfach nicht zählen kann oder will, dabei wäre in Echt schon bei der „Zwei“ ein „Nochmal!“ fällig gewesen, denn beim Bund ist für die Zahl Zwei stets „Zwo“ zu sagen. Warum tragen eigentlich alle Soldaten im Film konsequent ihr Barett falsch? Auch an der Sprache hätte man noch ein wenig feilen können, um den Wiedererkennungswert zu heben. Gleichzeitig fallen mir 20 Dinge ein, die man auch noch als Gag hätte bringen können. Bundeswehr ist eben auch in der Realität manchmal der blanke Wahnsinn. Auf der anderen Seite musste das Filmteam natürlich sicherstellen, dass auch Zivis und nicht Gezogene den Film verstehen. Echte „Insider“-Jokes halten sich daher in Grenzen, ich konnte aber trotzdem ein paar Mal herzhaft lachen. „Mit dem Panzer bei Mäcces vorfahren“ hat zu meiner aktiven Zeit tatsächlich mal ein Soldat gebracht. Zwar nicht mit einem Schützenpanzer, aber mit einem Krankenkraftwagen, 2 Tonnen, geländegängig. Der Truppenversuch scheiterte schon an der Einfahrt zu McDrive, weil der KrKw höher war als das Höhenbegrenzungsschild in der Einfahrt. Sowohl der Restaurantbesitzer als auch unser Hauptmann waren nicht wirklich amused über die Aktion. Eine tragende Rolle im Film spielt natürlich der ZSanDienst, im Film ausnahmlos dargestellt durch geile Ischen, und zusätzlich für Unwissende, die mit blauen Baretts nichts anzufangen wissen, durch Rotkreuzarmbinden markiert.

Die Bundeswehr hat den Film unterstützt. Das könnte der Grund sein, warum in einem ernsten Moment Unteroffizier Roth erklären muss, warum sie zum Bund gegangen ist. Sie gibt dann brav von sich „weil es eine Chance ist und mir das Studium finanziert wird“. Ich sag‘ da nichts mehr zu. Richtig tief sinkt der Film, als Lämmle mit viel Pathos erst seine mittlerweise genehmigte Kriegsdienstverweigerung zerreißt und dann seine Kameraden motiviert, nicht kampflos gegen die US Army aufzugeben, sondern die Ehre Deutschlands zu retten. Jau. Solche Helden braucht das Land.

Man hätte mehr aus dem Stoff machen können. „Kein Bund fürs Leben“ ist nichts überragendes. Für Gediente hat jede Dokumentation über die Bundeswehr mehr Wiedererkennungswert, exemplarisch sei hier mal wieder „Das Feldtagebuch“ genannt. Wem der Wehrdienst noch bevorsteht, dem möchte man natürlich sagen „Bundeswehr ist gar nicht so wie im Film“. Das stimmt leider nur zum Teil. Bundeswehr ist ähnlich, aber anders. Zumindest ist der Film sinnvoller als sinnleere Action-Streifen wie „Rush Hour 3“. Der Versuch, einen Film über den Wahnsinn in der Armee aus der Mitte unserer Gesellschaft auf die Beine zu stellen, muss aber gelobt werden. Einen Kinobesuch hat sich der Film verdient. Muss ja nicht bei Cinestar sein, wo es sauteuer ist. Ein kleiner Tipp noch: Am Ende des Abspanns, und ich meine wirklich am Ende, nach der soldatischen Performance von „Tränen lügen nicht“ und „Hurra die Stube brennt“, gibt es noch eine nette kleine Bonusszene.

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