„Sie sind wohl der Fahrer?“

Habe heute eine Vortragsveranstaltung des Bundesverbands Mittelständische Wirtschaft besucht. Thema war "Was kommt nach der Finanzkrise?".  Als Location fungierte eine Tischlerei in Brilon. Wobei – Tischlerei ist eine Untertreibung. Die sind über das reine Tischlern weit hinaus und bieten ein umfangreiches Portfolio rund um Holzprodukte an, vom Messebau bis zum metallfreien Bett. Meet&Greet, Networking und Buffet fanden in deren Ausstellungszentrum statt, zum Vortrag zogen sich die 35 Gäste dann aber tatsächlich in eine Werkstatt zurück. Dort roch es angenehm nach Öl, was in interessanter Weise mit dem fein angezogenen Publikum aus mittelständischen Unternehmern kontrastierte.

In der Werkstatt stellte dann André Bittner, Kopf einer Finanzberatungsgesellschaft, seine Sicht der Dinge auf Inflation und Deflation dar, gab ein paar Anregungen, worauf man bei zukünftigen Anlageentscheidungen achten sollte, und pries so natürlich auch die Dienstleistungen seiner Firma an. Der Mann war in sofern glaubwürdig, als er nicht in erster Linie als "Vertriebs-Keiler", sondern als Bindeglied zwischen Mandant, Vermögensberatern in den Banken, Steuerberatern und weiteren Anlaufstellen tätig ist, die man als Vermögender Mensch so braucht. Er kümmert sich wohl eher um die übergeordnete Strategie.

Aus dem Investment-Dunstkreis war also die Firma Bittner am Start, und, was ganz witzig war, im Publikum war auch eine mehrköpfige Delegation des "Lokalmatadors", einer Investmentfirma aus Brilon (der Finanzplatz Brilon muss wohl ein echter Geheimtipp sein). Ich habe leider nicht mehr mitgekriegt, wie diese Jungs auf Bittners Vortrag reagiert haben. Vielleicht haben sie ja was gelernt – oder sie waren da, um die Konkurrenz auszuforschen.

Wie üblich war ich mal wieder der jüngste Unternehmer am Orte. Später beim Buffet fragte mich dann jemand "Sie sind wohl der Chef-Fahrer?" – Ähhh… Wie bitte? Es stellte sich dann raus, dass ich mich bei der Begrüßung zusammen mit dem Bürgermeister der Stadt Brilon durch die Tür gedrängt hatte und deshalb für seinen Chauffeur gehalten wurde. Und das, obwohl ich ein Namensschild trug, das mich deutlich als Vertreter der August Meschede GmbH auswies. Naja, dem Mann sei verziehen. Ich habe auch nicht immer alle Namensschilder gelesen. Und als Jungunternehmer ist man eben ein Exot.

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