WaWo 2010 – Man gönnt sich ja sonst nichts

Diese Woche war wieder Wanderwoche des Klosters Königsmünster in Meschede. Von Olpe am Biggesee ging es über Bilstein, Rönkhausen, Sundern, Neheim und Völlinghausen in 6 Etappen nach Meschede.

In den vergangenen Jahren war immer eine große Riege an Ungarn mit dabei. Da der maßgebliche Mensch in Ungarn allerdings just in der Wanderwoche Vater wurde, reichte es diesmal nur für zwei Teilnehmer, die auch ohne ihn den Weg nach Deutschland fanden. Nennen wir sie mal die „Quoten-Ungarn“… Insgesamt waren wir diesmal nur etwa 50 Wanderer, von denen am Ende 36 in Meschede ankamen. Die Ausfälle begründeten sich gottlob nicht aus gesundheitlichen Problemen, sondern aus privaten Terminen verschiedener Art – Geburtstage, Todesfälle, nicht länger genehmigter Urlaub und kurzfristig verfügbare Studienplätze zum Beispiel. Besonders bei den Gruppenleitern gab es ziemlichen Schwund. Auf der letzten Etappe waren 6 von 10 Gruppenleitern nicht verfügbar, so dass die verbleibenden Reste zweier Wandergruppen zusammengeschmissen wurden.

Mit 3 Etappen bei Sonnenschein und 3 bei Regen war das Wetter buchstäblich durchwachsen. Besonders die letzte Etappe hatte es da in sich. Mit Beginn des Unwetters am Freitagmorgen erreichte meine Gruppe das Gasthaus Schürmann am Lattenberg. Die später losgewanderten Gruppen hatten mehr Pech und kriegten erheblich mehr Wasser von oben ab. An dieser Stelle ein Dank an das humorvolle und engagierte Team des frisch renovierten Gasthauses Schürmann. Dort tat man wirklich alles, was durchnässte Wanderer brauchen konnten. Angesichts von Meldungen über eine Regenkatastrophe im Münsterland, Unwetterwarnungen und Meldungen des Vortrupps über regelrechte Sturzbäche auf den vorgesehenen Wegen entschied die Leitung, vom Lattenberg aus Gründen der Sicherheit nicht weiter Richtung Enste zu wandern, sondern die Gruppen mit Schürmanns Planwagen und dem Orgi-Bulli zum Sammelpunkt zu verlegen, wofür ich gerne unsere Scheune zur Verfügung stellte. Hinterhältigerweise regnete es bis zum Verlassen der Scheune überhaupt nicht mehr, dafür aber pünktlich zum Abmarsch Richtung Kloster um so heftiger. Insgesamt stelle ich fest, dass mein „Regenschutzkonzept“ funktioniert hat und ich praktisch keine Last mit durchnässten Sachen hatte.

Thematisch stand die Wawo diesmal unter dem Motto „man gönnt sich ja sonst nichts“. Das heißt nicht, dass es diesmal eine Luxus-Wawo gab, nein – man hauste nach wie vor unter primitiveren Umständen in Turn- und Schützenhallen (ausgerechnet die Turnhalle der Benediktiner selbst fiel unangenehm dadurch auf, dass es lange Zeit kein warmes Wasser gab) und trug eine Woche lang mehr oder weniger die selben Klamotten. Die Botschaft des Textheftes wie auch der Morgen- und Abendimpulse war im Kontext des Mottos allerdings, dass man durchaus nicht immer nur an andere Mitmenschen, sondern auch mal an sich selbst denken soll und darf.

Offen gestanden bewundere ich die Leute, die die Morgen- und Abendrunden sowie die Gottesdienste leiteten und sich tiefschürfende Gedanken zum Thema und zum Textheft gemacht haben. Ich könnte das nicht. Insbesondere fällt es mir schwer, das antike Geschreibsel aus der Bibel auf unsere heutige Zeit zu beziehen – und ich halte dies auch nicht in jedem Fall für sinnvoll. Allenfalls fällt mir dazu ein, dass es sich um einen Text handelt, der im Lichte seiner Entstehungszeit gesehen werden muss, damals das Zusammenleben der Leute regeln sollte und deshalb heute nur noch „with a bit of salt“, wie der Engländer sagt, genossen werden sollte. So kann man natürlich keine Abendrunde bestreiten, denn für solche Einsichten hat die Kundschaft sicherlich nicht die Wanderwoche gebucht. Bei mir reichte es nur für eine Fürbitte. Die war zwar gewissermaßen in 5 Minuten beim Abendessen hingeschludert worden, aber immerhin eine Fürbitte, und ich konnte damit meiner späteren „Schwester im Geiste“ aus der Patsche helfen.

Kommen wir nochmal darauf zurück, warum Menschen – oft jedes Jahr wieder – die Wanderwoche mitmachen. Ich habe da eine „Drei-Gruppen-Theorie“ entwickelt. Die erste Gruppe sind wander-affine Menschen, die dies oft quasi als Sport betreiben. Bei ihnen gibt es einen gewissen Leistungsgedanken. Der religiöse Unterbau der Wawo spielt für sie eine untergeordnete Rolle. Die zweite Gruppe sind Menschen auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung. Oft sind sie „Stammkunden“ des Klosters Königsmünster und der angegliederten „Oase“. Die dritte Gruppe sucht Lagerfeuerromantik, Geselligkeit und das zeitweilige Leben aus einem Rucksack. Zwischen diesen drei Polen kann man meiner Meinung nach die Wawo-Teilnehmer verorten. Ich würde mich irgendwo zwischen 1 und 3 befinden. Wenn einer abends die Klampfe rausholt und dazu Schlager gesungen werden, wenn sich Teile der Truppe abends zum Stockbrot am Feuertopf treffen, wenn eine Art Kurs in ungarischem Volkstanz improvisiert wird, dann finde ich das toll. Am nächsten Morgen gehe ich auf die Strecke und habe den Ehrgeiz, sie erstens zu Ende zu laufen und dies zweitens ohne nachher einen Sanitäter zu brauchen.

Dass das Wawo-Konzept recht gut sein muss, darauf deutet auch die Tatsache hin, dass die Abtei Bad Münster-Schwarzach es praktisch 1:1 kopiert hat. Weil allerdings dort dieses Jahr keine Wawo stattfand, verschlug es mindestens eine Teilnehmerin zu uns ins Sauerland.

Die Wawo-Hymne wurde mal wieder um zwei Strophen erweitert und hat damit eine stattliche Länge erreicht. Wenn wir so weiter machen wird ein abendfüllendes Opus daraus…

Noch ein Wort zur GPS-Navigation. Diese setzt sich bei der Wawo immer mehr durch. Wie wir festgestellt haben, gibt es allerdings bei der Berechnung der zurückgelegten Strecke (ein für alle Gruppenmitglieder übrigens ziemlich zentrales Feature) Messungenauigkeiten von geradezu gewaltigem Ausmaß. Selbst bei nahezu baugleichen Garmin-Geräten mit identischem MTK-Chipsatz hatten wir am Abend regelmäßig Unterschiede von fast einem Kilometer, was die gemessene Wanderstrecke anging. Diese ließen sich nur teilweise dadurch erklären, dass mal einer mit dem Navi 200 Meter zum Pinkeln in den Wald gegangen war. Stark im Verdacht ist bei mir die im Wald heftig abnehmende Messgenauigkeit. Wenn da ein Punkt mal 20 Meter ab vom Schuss ist, werden diese 20 Meter wohl gezählt.
Überrascht war ich über die relative Vollständigkeit der von mir auf dem Navi verwendeten OSM-Karte. Da fehlte nur noch eine handvoll der von uns benutzten Wanderwege – am ehesten noch selten begangene Trampelpfade. Die breiten Wege waren nahezu alle bereits drin.

Bilder von der Wawo werde ich dieses Mal wohl zentral bereitstellen. Mal gucken, was sich die Hauptleitung dazu überlegt.

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